Aktion Sühnezeichen kritisiert Preisnominierung Martin Walsers
Die Stadt Halle wird aufgefordert, für den Preis "Das unerschrockene Wort" einen besser
Geeigneten zu suchen
Berlin/Halle - Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste hat die Stadt Halle dazu aufgefordert, die Nominierung
Martin Walsers für den Preis "Das unerschrockene Wort" zurückzunehmen. Nach den jüngsten Anschlägen auf jüdische
Synagogen sei der Vorschlag ein "unglaublicher Vorgang", kritisierte die Initiative am Montag. Sie bezog sich auf die
umstrittene Rede von 1998 zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.
Das Fehlen eines Mindestmaßes an Einfühlungsvermögen
Die Verantwortlichen hätten es an einem Mindestmaß an Einfühlungsvermögen fehlen lassen, kritisierte die Aktion
Sühnezeichen. Walser hatte in seiner Rede unter anderem vor einer "Instrumentalisierung von Auschwitz" und der jüngeren
deutschen Geschichte als "Moralkeule" gewarnt. Bereits der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul
Spiegel, hatte sich über den Vorschlag der Stadt Halle empört gezeigt und ihn als ein "unglaublich fatales Zeichen"
gewertet.
Die Lutherstädte sollten einen Preisträger suchen, der der "augenblicklichen deutschnationalen Stimmung in relevanten
Teilen der Bevölkerung und der Fremdenfeindlichkeit entscheidend widersteht", forderte die Aktion Sühnezeichen. Der
Preis "Das Unerschrockene Wort" wird von 13 deutschen Lutherstädten alle zwei Jahre für mutiges Einstehen gegen
gesellschaftliche Missstände vergeben. (APA/dpa)