Wien – „Gesucht: Junger, dynamischer Mann.“ Eine Stellenanzeige wie diese, so die tschechische Parlamentarierin Jana Volfova, könne sich auch in Tschechien ein Unternehmen nur mehr schwerlich leisten. Volfova, ihres Zeichens auch Premierministerin eines „Frauen Schattenkabinetts“, war am Dienstag eine der Referentinnen bei einer internationalen Konferenz des Frauennetzwerkes „Milena“ in Wien. Dieses grenzüberschreitende Projekt widmet sich seit 1997 der Kooperation und dem Erfahrungsaustausch im Bereich lokaler und regionaler Frauenpolitik. „Bis 2001“, so Frauenstadträtin Renate Brauner in einem Eingangsstatement, „soll Milena zu einer gesamteuropäischen Frauenplattform erweitert werden.“ Ziel dieser Plattform sei es „geschlechtliche Unterschiede sichtbar zu machen und Ungleichbehandlung abzuschaffen“.Geschlechtsbezogene Sichtweise Wichtiges Instrument bei der Umsetzung dieses Ziels, so der Tenor der Veranstaltung, sei „Gender Mainstreaming“, also eine geschlechtsbezogene Sichtweise aller politischen Prozesse. In Tschechien zu Beispiel, führte dieser Ansatz zu der Einrichtung des besagten „ Schattenkabinetts“. „Nachdem keine einzige Frau mit einem Regie rungsposten betraut wurde“, erzählt Volfova, „haben wir kurzerhand ein Schattenkabinett gebildet, das mit 18 Frau en besetzt ist“. Dieses veranstalte regelmäßige Treffen mit einzelnen Ministern, bei denen konkrete Gespräche zu Frauenfragen geführt würden. Dies sei notwendig, weil zwar de lege keine Diskriminierung existiere, de facto die Gleichbehandlung aber zu wünschen übrig ließe. Um 28 Prozent weniger Gehalt So verdienten Frauen in Tschechien im Schnitt um 28 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Vorbild Schweden Aus ähnlichen Überlegungen, berichtete Erzsebet Zöldy-Szita, Chefin des in Ungarn im Sozial- und Familienministerium angesiedelten Frauenreferats, arbeite man in Ungarn nach dem Vorbild Schweden an einem geschlechterspezifizierenden „Statistischem Jahrbuch“. Die Arbeitslosigkeit sei in Ungarn unter den Männern zwar höher als unter den Frauen und die Verdienstdifferenz würde kleiner – zu tun gäbe es aber auch in ihrem Land noch genug in Sachen „Gender Mainstreaming“. (tapa)