Natur
"Budgetloch-Stopfen auf Kosten des Klimaschutzes"
Auch österreichische Ökologen kritisieren die Gedankenlosigkeit der Politiker ins Sachen Abfallwirtschaft: "Methan ist um den Faktor 21 treibhauswirksamer als Kohlendioxid"
Wien - Wissenschaftler der Universität für
Bodenkultur
und vom österreichischen
Ökologie-Institut
kritisieren die geplante Änderung des
Altlastensanierungsgesetz (ALSAG). Das Budgetloch werde auf Kosten des
Klimaschutzes gestopft, so Peter Lechner, Professor für Abfallwirtschaft der
Universität für Bodenkultur in Wien.
Im Zentrum der Kritik stehen bei den Ökologen die rund 180.000 Tonnen
Methangas, die jährlich aus den österreichischen Deponien austreten.
"Methan ist um den Faktor 21 treibhauswirksamer als Kohlendioxid", so
Lechner. Diese Menge entspreche 3,5 Mio. Tonnen
CO2. Wenn von der Basis des Kyoto-Zieles ausgegangen wird, bei der eine
Verringerung der Werte von 1990 um 13 Prozent vereinbart wurde, könnten
durch Deponieabschichten 43 Prozent des Kyoto-Zieles erreicht werden.
Es gibt bereits Fallbeispiele
"Technisch ist das relativ einfach", so Lechner. "Während das Absaugen der
Deponien nur 40 bis 60 Prozent der Deponiegase erfasst, können mit Hilfe der
biologischen Oxidation des Methans diese Werte fast auf Null reduziert
werden", so der Wissenschaftler. Bei der natürlichen Methanoxidation werden
auf die Deponien kalkarmer Schotter und eine mindestens 1,2 Meter dicke
Kompostschicht aufgebracht. Mikroorganismen zersetzen dann das Methan
zu Wasser und CO2. "Diese Methode wurde in den letzten beiden Jahren
untersucht. Ein Forschungsprojekt wurde auf der Deponie St. Pölten
durchgeführt", so Lechner.
"Die geplante Gesetzes-Änderung belegt das Aufbringen von Komposten zum
Zwecke der Oxidation mit 600 bis 1.400 Schilling pro Tonne. Als Begründung
wird im Gesetz die Budgetkonsolidierung angeführt", so Lechner. "Den
Mehreinnahmen steht die Tatsache gegenüber, dass Emissionen von jährlich
180.000 Tonnen Methan akzeptiert werden", so Lechner. Bei so hohen
Kosten werde kein einziger Deponiebetreiber von sich aus ein
Oxidationssystem errichten. Die meisten Deponien würden rund 20 bis 30
Jahre lang brauchen, bis sie kein Methangas mehr abgeben, so der
Wissenschaftler.
Lechner kritisiert in diesem Zusammenhang aber auch weitere
unausgegorene Punkte der Gesetzesänderung: Unbehandelte Aschen und
Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen seien weiterhin nicht
ALSAG-pflichtig. Wenn diese Schlacken jedoch mit Zement gebunden
werden, sind sie wieder ALSAG-pflichtig. Das Gesetz gehe also genau den
verkehrten Weg, so Lechner. (pte)