Inland
Über 50.000 Studierende und Schüler bei Schlusskundgebung am Ballhausplatz
"Unireform statt Studiengebühren", "Stoppt diese Geisterfahrt" - Erster kleiner Zwischenfall
Wien - Zur Abschlusskundgebung der Studentendemonstration gegen Studiengebühren am Mittwoch in Wien haben sich am
Nachmittag nach Angaben der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) 50.000 StudentInnen und SchülerInnen am Ballhausplatz vor dem
Bundeskanzleramt versammelt, nach Polizeiangaben sind es 30.000. Als Redner protestierten ÖH-Chef Martin Faißt, Kabarettist Alfred
Dorfer und der Vorsitzende der Bundeskonferenz des künstlerischen und wissenschaftlichen Personals an den Unis (Buko), Reinhard Folk,
gegen die von der Regierung geplante Maßnahme.
Bei der Kundgebung kam es zum ersten kleinen Zwischenfall der bis dahin friedlichen Demonstration. Ein Teilnehmer wurde von mehreren
Polizisten bei heftiger Gegenwehr abgeführt, vereinzelt flogen Eier. Nach wenigen Minuten wurde der Demonstrant - nach der Feststellung der
Identität - wieder frei gelassen.
Dorfer warf der Regierung "Wortbruch" vor
Dorfer warf der Regierung und im Speziellen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer "Wortbruch" vor und mutmaßte, dass man sich wohl an
diese Gepflogenheit werde gewöhnen müssen. Dorfer bezweifelte, dass die so genannten "flankierenden Maßnahmen" und "abfedernden
Maßnahmen" ihr Ziel erreichen werden. Erfahrungen im Ausland hätten gezeigt, dass Studiengebühren weder dazu geeignet seien, lange
Studienzeiten zu verkürzen, noch die Akademikerquote zu heben. In Kabarettistenmanier gratulierte Dorfer der von Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel als Internetgeneration titulierten Studentenschaft, da diese ihr Equipment für den Internetzugang sicher nicht auf den schlecht
ausgestatteten Unis bekommen hätte.
Folk sagte, dass die Buko Studiengebühren nach wie vor ablehne. Sie seien keine sinnvolle bildungspolitische Offensive. Auch sei für die
Buko bisher keine sozial verträgliche Variante erkennbar. Die Studiengebühren seien für die Studenten ganz einfach eine Belastung und
leistungsfeindlich.
Faißt sagte, in den vergangenen drei Wochen habe er zwei Dinge gelernt: Erstens "Verlass dich nie auf das Wort der Politik" und zweitens
"wenn sie's brauchen, sind sie Wendehälse bis zum Letzten".
Im Anschluss an die Abschlusskundgebung soll eine StudentInnendelegation unter Leitung von Faißt zu einem Gespräch mit Bildungsministerin
Elisabeth Gehrer zusammentreffen. (APA)