Washington - Die exzessive Verwendung von Desinfektionsmitteln und Antibiotika vor allem in der Nahrungsmittelproduktion und im Haushalt führe zu einer besorgniserregenden Zunahme von Krankheitserregern, die gegen die gängigen Medikamente resistent sind, warnen Hygieniker der American Society For Microbiology (ASM). In dem jüngst erschienenen Bericht "Antimicrobial Resistance: An Ecological Perspective" geben die Wissenschaftler einen Überblick über Konsequenzen der Verwendung dieser Mittel und liefern Empfehlungen für weitere Forschungen und mögliche Maßnahmen von Gesundheitsbehörden. Nach Ansicht der ASM darf bei der Verwendung von antimikrobiell wirksamen Substanzen die ökologische Perspektive nicht außer Acht gelassen werden. Die Anpassung von Mikroorganismen an antimikrobielle Substanzen sei ein unvermeidlicher und unumkehrbarer Prozess, der durch den vielfältigen Einsatz der Substanzen aber beschleunigt würde und den Kampf gegen Infektionskrankheiten im Ernstfall erschwere. Da vor allem Bakterien einmal erworbene Resistenzen an andere Stämme weitergeben können, sind selbst die Folgen eines gezielten Einsatzes von Antibiotika oft schwer abzuschätzen. Als besonders besorgniserregend werden dabei die teilweise extrem hohen Konzentrationen in Abwässern von Krankenhäusern und pharmazeutischen Unternehmen genannt. Auch im Privatbereich ist die Chemiekeule zu oft im Einsatz Vor allem aber wendet sich der Bericht gegen den übermäßigen Gebrauch von Desinfektionsmitteln in privaten Haushalten. "Das Ziel einer bakterienfreien Umgebung lässt sich ohnehin nicht verwirklichen. Der Einsatz solcher Mittel ändert aber die Zusammensetzung natürlicher Bakteriengemeinschaften, wobei auch harmlose Stämme getötet werden und die Dominanz resistenter Stämme gefördert wird." In der Europäischen Union wurden im Jahr 1997 über 10.000 Tonnen von aktiv antimikrobiellen Substanzen verbraucht. Davon wurde etwa die Hälfte in der Humanmedizin verwendet, weitere 30 Prozent in der Veterinärmedizin und der Rest als wachstumsfördernde Futtermittelbeigaben. Im letztgenannten Bereich ist die Verwendung von Antibiotika aber mittlerweile verboten. (pte)