Die EU-Kommission hat am Mittwoch die Fusion von AOL und Time Warner unter der Auflage gebilligt, dass der neue Medienriese seine Beziehungen zum deutschen Bertelsmann-Konzern kappt. Damit werde verhindert, dass das fusionierte Unternehmen eine beherrschende Stellung auf den neuen Märkten für die Musikverbreitung über Internet und softwaregestützte Musikabspielsysteme einnehmen könne, begründeten die Brüsseler Wettbewerbshüter ihre Entscheidung. Die Fusion AOL-Time Warner muss auch von den US-Behörden noch gebilligt werden. Um eine positive Entscheidung der EU-Kommission über den 129 Mrd. Dollar (148 Mrd. Euro/2 Bill. S) teuren Kauf von Time Warner herbeizuführen, hatte AOL die Trennung von Bertelsmann bereits vorher angeboten. So wurden Vorkehrungen getroffen, den allmählichen Ausstieg von Bertelsmann bei AOL Europe und dem französischen Gemeinschaftsunternehmen AOL Compuserve in die Wege zu leiten. "Wenn Europas größter Medienkonzern, das heißt in erster Linie die Bertelsmann Music Group, zu einem unabhängigen Konkurrenten wird, dürfte AOL/TW bei den Musikverwertungsrechten nicht die kritische Masse erreichen, die nötig ist, um marktbeherrschend zu werden", hieß es in der Stellungnahme der Kommission. Die Genehmigung wurde dadurch erleichtert, dass Time Warner schon vor einer Woche seinen geplanten Zusammenschluss mit dem Musikkonzern EMI aufgegeben hatte. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte, der Musikmarkt sei bereits durch einen hohen Konzentrationsgrad gekennzeichnet: "Daher bestand die Gefahr, dass bei einem Zusammenschluss von AOL mit drei der fünf Musikgiganten ein vertikal integriertes Unternehmen entsteht, das auf dem Markt für den Online-Musikvertrieb und Player-Software eine beherrschende Stellung einnimmt. Diese Gefahr ist jetzt gebannt." Durch die Trennung der Verbindungen zu Bertelsmann hat AOL keinen Zugang mehr zu dessen Musikbeständen und ist nicht mehr in einer "Gatekeeper-Position", in der es die Bedingungen für die Verbreitung von Musikdateien hätte diktieren können. Verhindert wird auch, dass der neue Medienriese seine Player-Software Winamp als die einzige am Markt durchsetzen kann. Time Warner ist einer der weltweit größten Medien- und Unterhaltungskonzerne. Es verfügt über Beteiligungen an TV-Kabelsendern wie CNN, über Zeitschriften- und Buchverlage, über Musik- und Filmproduktionen sowie Kabelnetze. AOL ist der führende Internet-Anbieter in den USA und der einzige mit europaweiter Präsenz. Das Europageschäft wird hauptsächlich über zwei zusammen mit Bertelsmann gegründete Gemeinschaftsunternehmen abgewickelt: AOL Europa und AOL Compuserve France. (APA/AP)