Etat
"Bild am Sonntag"-Chef Spreng muss gehen
Umfassende Personalrochade bei Titeln des Springer-Verlages erwartet
Nach mehr als zehn Jahren muss Michael Spreng, Chefredakteur der "Bild am Sonntag" (BamS),
seinen Stuhl räumen. Der Axel Springer Verlag (Hamburg/Berlin) teilte am Mittwoch mit, der 52-Jährige sei von seinem
Posten entbunden worden. Man wolle dem Blatt mit der Berufung eines neuen Chefredakteurs "zusätzliche Impulse" geben.
Bis zur Ernennung eines neuen Chefs wurde Claus Strunz (34), bisher stellvertretender Chefredakteur der "Welt", mit der
redaktionellen Leitung der "BamS" betraut. Blatt stagniert
Mit dem Schritt wolle man "die öffentliche Diskussion" um Spreng beenden, sagte Verlagssprecherin Carola Schmidt der
dpa. Über Sprengs Ablösung hatte es in der Branche bereits seit Wochen Spekulationen gegeben. Er galt als
dienstältester Chef eines deutschen Boulevardblattes und stand seit 1989 an der Spitze der "BamS". Spreng hatte die
Auflage um etwa zehn Prozent gesteigert. Derzeit stagniert das Blatt jedoch bei etwa 2,5 Millionen verkauften Exemplaren.
Im September hatte der Verlag eine große PR-Kampagne für die "BamS" gestartet, die die Zeitung vor allem auch bei
jüngeren Menschen publik machen soll. Das Blatt werde "neue inhaltliche und optische Impulse" erhalten, erklärte Schmidt.
Nach Medienberichten steht die Ablösung Sprengs im Zusammenhang mit einer umfassenden Personalrochade bei den
Springer-Blättern. Danach steht angeblich fest, dass auch Franz-Josef Wagner als Chef des Berliner Boulevardblatts "B.Z."
gehen muss. Springer-Sprecherin Schmidt sagte dazu, dass sich der Verlag grundsätzlich nicht an Personalspekulationen
beteilige. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Mittwoch berichtet, dass möglicherweise auch "Bild"-Chefredakteur Udo
Röbel gehen müsse. Der designierte neue Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner werde bis zur nächsten
Aufsichtsratssitzung am 26. Oktober einen "Masterplan" über die personellen Veränderungen aufstellen.
Döpfner, bis Ende Oktober noch Chefredakteur der "Welt" und danach Zeitungs-Vorstand bei Springer, wird zum 1. Januar
2002 August Fischer als Konzernchef ablösen. Der 37-Jährige, früher Chef der "Hamburger Morgenpost", hat eine
Blitzkarriere bei Springer hinter sich. Die von ihm seit Mitte 1998 umstrukturierte "Welt", die vor allem auch eine enge
Verknüpfung mit dem Internet anstrebt, hat an Auflage deutlich zugelegt. (APA)