London - Das Düngen der Weltmeere mit Eisen könnte kurzfristig das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre ziehen. Die langfristigen Auswirkungen seien jedoch unabsehbar, berichten Forscher aus Neuseeland in der Fachzeitschrift "Nature" . Die Eisenzufuhr führt zu einem vermehrten Wachstum von Algen, die dabei CO2 aufnehmen und später zum Meeresboden sinken. Unter Experten ist umstritten, ob das CO2 damit dauerhaft am Meeresboden abgelagert wird, oder relativ schnell wieder in der Atmosphäre erscheint. Außerdem werden unüberschaubare Nebenwirkungen, wie die Freisetzung von Methan, befürchtet. Versuch Die Arbeitsgruppe um Philip Boyd an der Universität von Otago verteilte 8,66 Tonnen einer Eisenverbindung auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern im Südpazifik. Das Ergebnis war eine Verdreifachung der Algenmenge, die 600 bis 3.000 Tonnen Kohlenstoff (rpt Kohlenstoff) angesammelt hatte. Damit konnten die Neuseeländer vorhergehende Versuche und eine These des US-Ozeanographen John Martin bestätigen. Er hatte in den frühen neunziger Jahren vorgeschlagen, mit Hilfe von Eisendüngungen das von Menschen produzierte überschüssige CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Martin hatte entdeckt, dass Eisen der beschränkende Faktor für das Wachstum vom Meeresalgen ist. Von den Algen aufgenommen, sollte das CO2 in Form von totem biologischen Material auf den Meeresgrund sinken und dort für lange Zeiträume festgehalten werden. Fragen offen Diesen wichtigen zweiten Aspekt der Martinschen Theorie konnte das Experiment jedoch nicht bestätigen. Lediglich Computersimulationen deuten darauf hin, dass das Gas langfristig gebunden wird. Eben so gut ist es aber auch möglich, dass kleine Krebse und andere Pflanzenfresser die Algen vermehrt abweiden und so den größten Teil des CO2 wieder freisetzen. Um diese Möglichkeit zu untersuchen, unternimmt derzeit das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" eine Fahrt in den Südpazifik. Wie Sallie Chisholm vom Massachusetts Institute of Technology in einem kommentierenden Artikel zu den Versuchen schreibt, sollten groß angelegte Düngungen aber in jedem Fall unterbleiben. Die Wechselwirkungen im Meer seien einfach zu kompliziert und bisher nur wenig verstanden. So könnte zusätzliches biologisches Material, das verrottet, am Meeresgrund zu Sauerstoffmangel führen und letztlich zu Gasen wie Methan zersetzt werden, die noch einen wesentlich größeren Treibhauseffekt haben als Kohlendioxid. (APA/dpa)