Wien - Die Wiener Erzdiözese verliert wieder eine wertvolle Mitarbeiterin. Nach Helmut Schüllers Absetzung als Generalvikar und dem Weggang von Monsignore Michael Wilhelm hat am Mittwoch die Leiterin der Theologischen Kurse, Ursula Struppe, ihre Kündigung eingereicht. In ihrem Brief an Kardinal Christoph Schönborn begründet sie den Abgang unter anderem so: "Ich nehme Abschied, um nicht in Routine zu erstarren und um der realen Gefahr einer zynischen Resignation zu entgehen." Sie leide unter den Widersprüchen in der Kirche, schreibt sie weiter. Struppe war seit 1985 Leiterin der Theologischen Kurse (einer der wichtigsten Aus-und Weiterbildungsstätten für Erwachsene der Erzdiözese), zuletzt war sie zusätzlich Vorsitzende des Forums der Katholischen Erwachsenenbildung. Auch für dieses Amt wird die Theologin - im November stehen Neuwahlen an - nicht mehr zur Verfügung stehen. Derzeit arbeitet sie als Geschäftsführerin der Initiative "Land der Menschen" und ist dafür von der Erzdiözese dienstfrei gestellt. In ihre alte Funktion will sie "sicher nicht" mehr zurückkehren. Struppe war eine der wenigen Frauen in einer Spitzenfunktion innerhalb der österreichischen Amtskirche. Dies sei kein Bruch mit der Amtskirche, erklärte Struppe im Gespräch mit dem STANDARD am Donnerstag: "Es gibt keinen aktuellen Konflikt, der meine Entscheidung bewirkt hat." Sie habe aber seit längerem das "Gefühl von Stillstand" innerhalb der österreichischen Kirche. Struppe: "Es wird nicht einmal mehr über Standpunkte gestritten. Das will ich mir nicht mehr geben." Ganz besonders gelte dieses Gefühl für den "Dialog für Österreich". Die Theologin war Koautorin des Arbeitspapiers für den Salzburger Delegiertentag Ende Oktober 1998. Ihr Resümee: "Der Dialog ist tot, kein Zweifel." Eisenstädter Erklärung Am Donnerstag hat die Plattform "Wir sind Kirche", die das Kirchenvolks-Begehren initiiert hatte, eine "Eisenstädter Erklärung" vorgelegt, um die Reform der römisch-katholischen Kirche voranzutreiben. Unter anderem wird eine eigene "Kirchenverfassung" gefordert. (Peter Mayr) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 13.10. 2000)