Wien - Der chinesische Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian ist in Österreich - zumindest in Wien - kein Unbekannter. Den Ruhm dafür dürfen zwei jener kleinen Wiener Theater einstreifen, die durch die gerne mit dem Begriff der '"Evaluierung" maskierte aktuelle Kulturpolitik der Kürzungen von nicht (Markt-) Konformem in ihrer Existenz gefährdet sind: das "Theater des Augenblicks" und die Freie Theatergruppe "W.U.T.". Im "Theater des Augenblicks" hat Gao im September 1992 die Uraufführung seines eigenen Stücks "Ja oder/und Nein" in Szene gesetzt, das W.U.T. hat im Mai 1990 sein Stück "Busstation" erstmals in deutscher Sprache gezeigt. Anselm Lipgens von der Gruppe W.U.T. (Wiener Unterhaltungs Theater) hat sogar noch ein Stück von Gao in der Schublade, das ihm der Autor höchstpersönlich übergeben hat, als er 1990 zur Premiere seiner "Busstation" in der U3-Station Volkstheater nach Wien gereist war. "Das Stück heißt 'Das andere Ufer'. Natürlich werde ich mir das Stück gleich heraussuchen und überlegen, ob man es spielen kann. Jetzt, wo der Autor ein berühmter Mann ist..." "Sehr bescheiden" und " leiwander Kerl" "Sehr bescheiden, sehr einfach", hat Gülsen Gürses, künstlerische Leiterin des "Theater des Augenblicks" Gao Xingjian in Erinnerung: "Er entsprach nicht dem Klischee eines Künstlers, er ist nie groß aufgetreten. Wir haben sehr viel über China geredet, darüber wie sich das Land entwickeln wird, über seine Hoffnungen." "Eine sehr starke, sehr vielschichtige Geschichte", erinnert sich Gürses an das Zweipersonenstück, das freilich in Wien nicht erfolgreich angenommen wurde. Beeindruckt zeigte sich die Theaterleiterin auch von seiner Arbeitsweise: "Er hat ganz still, ganz genau gearbeitet, es war nichts zu viel, nichts unnötig." Gürses sei noch einige Jahre im Briefkontakt mit dem Preisträger gestanden hat, der Kontakt sei vor einigen Jahren aber leider abgebrochen: "Wir würden gerne wieder ein Stück von ihm spielen, aber jetzt wird das sicher zu teuer für unsere schwierige finanzielle Situation." Auch der Schauspieler Hubert Wolf, einer der beiden damaligen Darsteller, berichtet über hochkonzentrierte Arbeit: "Wir haben uns damals auf Französisch verständigt, aber auf Deutsch gespielt. Gao korrigierte uns rein nach dem Klang der Worte. Ich war sehr beeindruckt." Wie Gürses freut sich auch Wolf außerordentlich über die hohe Auszeichnung seines damaligen Regisseurs: "Er war ein wirklich leiwander Kerl!" (APA)