Literatur
Streit um Hochhuth-Buch führt zu Rücktritt
Nachdem "Eine Liebe in Deutschland" als Abitur-Pflichtlektüre gestrichen wurde, gingen die Wellen hoch
Stuttgart - Im Streit um die Behandlung des Buches "Eine Liebe in Deutschland" von Rolf Hochhuth an beruflichen Gymnasien in
Baden-Württemberg hat ein Mitglied der zuständigen Auswahlkommission seinen Rücktritt erklärt. Weitere Mitglieder der achtköpfigen
Gruppe wollten folgen, sollte Kultusministerin Annette Schavan der Kommission nicht öffentlich den Rücken stärken, berichtete der
Südwestrundfunk (SWR) am Donnerstag. Zudem müsse die CDU-Politikerin ihren Beschluss revidieren, das Werk Hochhuths als
Pflichtlektüre für das Abitur zu streichen. Die Kommission hatte das Buch für dieses Jahr zum ersten Mal für das schriftliche Abitur
ausgewählt.
In Hochhuths Buch geht es um eine verbotene Liebe in der NS-Zeit zwischen einer Einheimischen im badischen Brombach und einem
polnischen Zwangsarbeiter, der dafür hingerichtet wurde. In der Erzählung wird eine als der damalige Ministerpräsident Hans Filbinger
erkennbare Person als "furchtbarer Jurist" und "Hitlers Marinerichter" bezeichnet, wogegen der CDU-Politiker erfolglos klagte. Im Laufe des
Streits wurden mehrere Todesurteile bekannt, an denen Filbinger kurz vor Kriegsende beteiligt war.
Nach Angaben Schavans hatten Fachberater im Ministerium festgestellt, dass es kaum wissenschaftliche Sekundärliteratur zu dem
Hochhuth-Buch gebe. Aus diesem Grund sei es als Pflichtlektüre gestrichen, aber keineswegs an den Schulen verboten worden.(APA/dpa)