Grafik: WebStandard
Fotos von blutverschmierten Tatorten, ein handgeschriebener Brief von einem Killer, Haare vom Kopf des berüchtigten Charles Manson - all dies für eine Hand voll Dollar. In den USA blüht der Handel mit "Murderabilia". Diese Verbrechensandenken werden vor allem im Internet verscherbelt, über Auktionshäuser wie eBay . Die Angehörigen von Opfern sind empört, aber machtlos. Denn immer wieder gestatten Gerichte den Verkauf der merkwürdigen Memorabilien. Der Online-Versteigerer eBay entschied sich jetzt, die Toleranzschwelle ein wenig zu erhöhen. Ein Anbieter machte auf der Auktions-Site Geschäfte mit den Fotos eines dreifachen Kindermords. Die grausigen Bilder der getöteten Buben im Leichenschauhaus sowie Polizeiaufnahmen aus dem Haus, in dem der Mord geschah, fanden durchaus Interessenten. Mindestens eins der Fotos wurde verkauft, bevor eBay einschritt und den weiteren Handel verbot. Prüfung von Fall zu Fall In Zukunft will das größte Internet-Auktionshaus nach Angaben seines Pressesprechers Kevin Pursglove von Fall zu Fall prüfen, ob ein erneutes Einschreiten nötig ist. Dies ist ein kleiner Sieg für Angehörige von Verbrechensopfern, die sich in Selbsthilfegruppen wie den "Parents of Murdered Children" (Eltern ermordeter Kinder) organisiert haben. Ein besonders energischer Gegner des Murderabilia- Handels ist der Anwalt Andrew Kahan, der in Houston (US-Bundesstaat Texas) ein städtisches Büro zur Unterstützung von Verbrechensopfern leitet. Kahan berichtet auf Vortragsreisen im ganzen Land über die Grusel-Andenken. "Aus der Perspektive eines Verbrechensopfers kann ich mir nichts Ekel erregenderes vorstellen", sagt Kahan. Geschützt durch die US-Verfassung Oft aber müssen Aktivisten wie der Texaner Niederlagen erdulden, denn ein generelles Verkaufsverbot für die geschmacklosen Andenken verstößt nach Meinung amerikanischer Bürgerrechtler gegen das Verfassungsrecht auf freie Meinungsäußerung. Für zehn Dollar (11,56 Euro/159 S) verkaufte unlängst eine eBay-Anbieterin unter dem Pseudonym "Kate loves Crime" einen Brief des Serienmörders Jerome Brudos. Für zwölf Dollar (13,88 Euro/191 S) ersteigerten Manson-Fans eine Locke des geisteskranken Kultanführers. Eine von ihm angefertigte Zeichnung wird zur Zeit für 600 Dollar (694 Euro/9.547 S) angeboten. Für 14,95 Dollar (17,29 Euro/237,88 S) können Neugierige ein Videoband kaufen, dass den Tatort des Schulmassakers von Littleton in Colorado zeigt. Immer wieder gab es in einzelnen US-Bundesstaaten wie New York Versuche, den Handel mit solchen Andenken zu verbieten. Das oberste amerikanische Gericht, der Supreme Court in Washington, hat aber die meisten dieser Gesetze für verfassungswidrig erklärt. Trotzdem werden in den Parlamenten der Bundesstaaten Texas und Kalifornien zur Zeit neue Verbote diskutiert. Vertreter von Verbrechensopfern sind besonders verärgert, weil selbst die Verkaufsrechte von verurteilten Tätern nicht beschnitten werden können. Das gilt etwa für die Lehrerin Mary Kay LeTourneau aus dem Bundesstaat Washington, die wegen der Verführung eines 13- jährigen Schülers im Gefängnis sitzt. Die Frau dürfe durchaus mit Interviews sowie Filmen und Büchern über ihren spektakulären Fall Geld verdienen, entschied unlängst ein Berufungsgericht. (dpa)