IT-Business
Zittern um Erlös der "Welthandy"-Auktion
Experten schließen Möglichkeit von Absprachen nicht aus
Das große Zittern vor der Versteigerung
der Lizenzen für die UMTS-Multimediahandys hat
begonnen. Allerdings nicht bei den heimischen
GSM-Netzbetreibern, sondern auch im
Finanzministerium. Denn Experten schließen die
Möglichkeit von Absprachen der sechs
zugelassenen Bewerber nicht aus (obwohl sie von
diesen vehement dementiert werden). Solche
könnten zur Folge haben, dass die Erlöse der am
2. November beginnenden Auktion gerade einmal
die budgetierten zwölf Milliarden Schilling
einspielen. Das Mindestgebot für sämtliche
Frequenzpakete wurde von der
Telekom-Regulierungsbehörde mit rund 10,5 Mrd.
S festgelegt. Inoffizielle Prognosen, die von
Einnahmen weit über 20 Mrd. S ausgegangen
sind, werden im Finanzministerium bereits
revidiert.
Insgesamt stehen Frequenzen im Umfang von
zwölf mal fünf Megahertz zur Verfügung - rein
rechnerisch zwei Pakete pro Bieter. An sich haben
alle Interessenten um drei Pakete angesucht,
doch werden von Technikern zehn Megahertz als
ausreichend qualifiziert, um Breitbanddienste wie
Video bereitstellen zu können.
Vertraulichen Informationen aus Industriekreisen
zufolge wollen sich die bestehenden
Handynetzbetreiber Mobilkom, max.mobil, Connect
Austria (One) und tele.ring sowie die beiden
Newcomer - die spanische Telefónica und der
chinesische Misch- und Telekomkonzern Hutchison
Whampoa - mit je zwei Frequenzpaketen
begnügen. Die Telefongesellschaften nehmen
dazu nicht Stellung.
Rechtsstreit
"Eine Aufteilung noch vor dem Anpfiff der Auktion
wäre ein klassisches Kartell, das Wettbewerb
verhindert", sagt ein Rechtsexperte, der nicht
genannt werden will, zum Standard. Diese vor
Gericht zu beweisen, würde vermutlich jahrelange
Gerichtsverfahren nach sich ziehen.
Derweil könnten die Mobilfunkfirmen beim
begehrten Frequenzgut leer ausgehen. Denn die
UMTS-Ausschreibung verbietet Kartellabsprachen
unter Androhung des Ausschlusses vom
Auktionsverfahren strikt. Im Extremfall müsste die
Regulierungsbehörde Telekom Control
Kommission, der in dem Spektakel die
Schlüsselrolle des Auktionators zufällt, die
Vergabe überhaupt abblasen. In diesem Fall
würden dem Finanzminister heuer vier Mrd. S und
2001 rund acht Mrd. S für das Budget fehlen.
Heinrich Otruba, Geschäftsführer der Telekom
Control GesmbH, verweigerte eine Stellungnahme
zu den Befürchtungen mit dem Hinweis auf seine
Verschwiegenheitspflicht.
Die Mobilfunkunternehmen selbst, die gegen das
Versteigerungsverfahren monatelang Sturm
gelaufen waren, weisen jede Absprache seit
Monaten von sich. Alle vier operativ tätigen
GSM-Betreiber geben sich zudem extrem
siegessicher, kannibalisieren wollen sie sich
jedoch nicht.
Branchenkenner meinen, dass derartige
Absprachen grundsätzlich ein hohes Risiko in sich
bergen. Hält sich ein einziger Bieter nicht daran,
beginnt sich das Milliardenkarussell zu drehen.
(Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe
13.10.2000)