Wie jedes Jahr neigen die großen Premieren dazu, die Aufmerksamkeit zu monopolisieren - und nicht wenig Interessantes droht übersehen zu werden: Filme, von denen man dann im Nachhinein erzählt bekommt, die man aber kaum je wieder zu Gesicht bekommt. Daher ein paar Hinweise:"The BLVD" Nur wenige verirrten sich Sonntag spätabends um elf ins Stadtkino. Die aber bekamen eine kräftige Dosis authentischen prallen Lebens vorgesetzt: Illegale Drag-Car-Rennen in den sommerlichen Nächten der kräftig heruntergekommenen Chicagoer Westside. Irgendwo wird sicher mit Drogen gedealt, und (zum Teil sehr hohe) Wetten laufen konstant. Haufenweise Leute stehen wie zufällig herum, haben einiges zu bereden, dann heulen die Motoren, einmal kollidiert wer. Eine Menge schöner atmosphärischer Einstllungen zwischen naturgemäß Fragmentarischem; zusätzlich die Exotik des schweren Akzents der black community Chicagos. Filmemacherin Deborah Stratman, zu Gast in Wien, hat nach der Ausstrahlung erzählt, dass es über ein Jahr an hartnäckigem Nachforschen gedauert hat, bis sie mit ihrem Dokumentarfilm überhaupt erst anfangen konnte. Für jemanden von der Polizei hätte man sie anfangs gehalten; und überhaupt sind die Rennen so kurzfristig angesetzt und auch so schnell wieder vorüber, dass sie schon sehr auf Zack sein musste. Wovon sie daneben profitiert, ist, dass sie als Nachbarn einen Veteranen der Szene mit Erzähltalent hat. Stadtkino, 15.30 Uhr "Nowhere to Hide" Inmitten des cineastisches Asien-Booms wird Südkorea gerne leicht übersehen - zu Unrecht, wie ein leider stäflich gering besuchtes einwöchiges Special im Herbst '99 zeigte. Dieses Jahr gibt es auf der Viennale nur einen südkoreanischen Film zu sehen, der hat es aber in sich: Weil er eben nicht "nur" ein Gangsterfilm ist, sondern vor allem ein enorm bewegtes, farbenprächtiges visuelles Feuerwerk. (Hier könnte es vielleicht ein wenig schwer werden, noch an Karten zu kommen. Probieren!) Gartenbau, 23.00 Uhr "The March" Der Kurzfilmpreis der CA wird heute abend an den US-Filmemacher Abraham Ravett überreicht. Sein The March ist ein emotionales Dokument über die Todesmärsche von Auschwitz bei der Räumung des KZ vor der herannahenden Sowjetarmee im Jänner 1945. Ravett lässt seine Mutter darin mit ihren auch schon leicht bruchstückhaften Erinnerungen zu Wort kommen. Metro, 21.00 Uhr;
Wiederholung: Metro, 17. 10., 11.00 Uhr
"La terre des âmes errantes" In einem Kambodscha, in dem die Spuren der Ära der Roten Khmer noch allgegenwärtig und Verelendung weitverbreitet ist, hält die Globalisierung Einzug: In Form von Glasfaserkabeln, die quer durchs Land gelegt werden. Die Dokumentation über die Gleichzeitigkeit von vorgestern und übermorgen folgt den bunt zusammengewürfelten Bautrupps und wirft ein neues, realistisches bis verstörendes Licht auf ein Südostasien, das so gerne verklärt dargeboten wird. Stadtkino, 13.00 Uhr;
Wiederholung: Stadtkino, 17. 10., 15.30 Uhr
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