Wien - Die Analysten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) erwarten durch einen erfolgreichen Börsegang der Telekom Austria, dem Höhepunkt der diesjährigen Herbst-Emissionswelle, positive Auswirkungen auf die Wiener Börse. "Gelingt es, den Anteil der Aktienbesitzer in Österreich mit dieser Emission zu verdoppeln, wären langfristige positive Effekte für den Wiener Aktienmarkt zu erwarten", zeigte sich der Leiter des Investmentbankings der RZB, Gerhard Grund, am Montag in Wien überzeugt. Mit wenig Ausnahmen hätte sich eine Börsegang eines staatlichen Telekommunikationsunternehmens "überall sehr positiv ausgewirkt", so der Experte der RZB, die selbst im Emissionskonsortium für Österreich vertreten ist. "Der Wiener Börse hat vielleicht nur eine Telekom-Emission gefehlt, um wieder frischen Wind hineinzubekommen", sagte Grund. Alle profitieren von Telekom-Emission Grund untermauerte seine Aussage mit einem Vergleich europäischer Aktienmärkte vor und nach der jeweiligen Telekom-Emission. Dabei zeige sich, dass sich nach dem Börsegang eines TK-Unternehmens alle betrachteten Aktienmärkte im Schnitt deutlich besser entwickelt hätten als im Vergleichszeitraum davor und auch besser als der Vergleichsindex Morgan Stanley Capital International-Index Europe 15 (MSCI Europe 15). Auf den von der RZB untersuchten Aktienmärkte Kopenhagen, Amsterdam, Lissabon, Athen, Frankfurt, Paris, Helsinki und Zürich zeigte sich bei Betrachtung des Ein-Jahres-Zeitraumes vor und nach den Emissionen der jeweiligen staatlichen Telekom-Gesellschaften ("Telco") eine Verbesserung des durchschnittlichen jährlichen Ertrags der Heimmärkte von 16 Prozent auf 35 Prozent gegenüber einer unveränderten Performance des MSCI Europe 15 von 16 Prozent. Bei sechs der neun Emissionen habe sich der jeweilige Heimmarkt nach der Telekom-Emission besser als davor entwickelt. Durchschnittlich habe sich die Performance der Heimmärkte um 19 Prozentpunkte verbessert, so Grund. Nur eine Emission negativ Über den Zweijahreszeitraum ab Emission (sechs Emissionen) betrachtet habe sich nur eine Emission, die TeleDanmark, mit minus 6 Prozent jährlich negativ entwickelt. Als bester Performer konnte die France Telecom in zwei Jahren insgesamt 188 Prozent zulegen. Im Durchschnitt aller sechs hier betrachteten Telcos ergab sich eine jährliche Steigerungsrate von 41 Prozent. Ein Jahr nach der Emission (neun untersuchte Emissionen) war die irische Eircom mit minus 27 Prozent der schlechteste Performer. Die France Telekom wird in dieser Zeitspanne noch von der finnischen Sonera mit 219 Prozent übertroffen. Der Kursanstieg aller Telcos nach einem Jahr lag bei durchschnittlich 56 Prozent. Diese gute Performance bleibe auch im Vergleich mit unterschiedlichen Benchmarks bestehen, führte Grund weiter aus. Die Outperformance der Heimmärkte im Zweijahreszeitraum sei aber nur auf die gute Performance der Portugal und France Telecom zurückzuführen. Die restlichen 4 von 6 Telecom-Emissionen hätten sich jedoch schlechter als ihr Heimmarkt. In Summe haben sich die Telecom-Emissionen aber besser als die Vergleichsindizes entwickelt. Gegenüber der unmittelbaren Peer-Gruppe, den Fixed-Line-Telecoms Europe, konnten die Emissionen über alle betrachteten Veranlagungszeiträume outperformen. Der höchste durchschnittliche Jahresertrag wurde nach fünf Quartalen mit 101 Prozent erzielt. Keine konkreten Aussagen, sondern besten Falls allgemeine Schlüsse ließen sich bezüglich der Auswirkungen einer Telekom-Emission auf die Aktionärsstruktur innerhalb der Bevölkerung ziehen, so Grund weiter. Im Falle Deutschland sei interessant, dass die Zahl der Aktionäre nicht schon im Jahr 1996, dem Jahr des Börsegangs der Deutschen Telekom, sondern - nach einem Rückgang in den Jahren 1995 und 1996 - erst in den Folgejahren gestiegen sei. Laut Bloomberg hätten nur zwei Prozent der deutschen Bevölkerung beim IPO der DT mitgemacht, sagte Gunst. (APA)