Wien - Mirjam Ungers "Ternitz Tennessee" ist einer der beiden österreichischen Beiträge zur heurigen Viennale. Unger selbst bezeichnet ihr Langfilmdebüt nach einem Drehbuch von Manfred Rebhandl, das am 17. Oktober Premiere hat, als "unintellektuelles Popmärchen". Es ist ein Märchen vom Wünschen, aber da Wünsche bekanntlich nur groß sind, solange sie unerfüllbar sind, fehlt den beiden Heldinnen Nina Proll, die spätestens seit sie im Vorjahr in Barbara Alberts Film "Nordrand" bei den Filmfestspielen von Venedig als beste Nachwuchsschauspielerin prämiert wurde, als Shootingstar des heimischen Kinos gilt, und Sonja Romei eigentlich das Sprungbrett in den Himmel der Träume. Schwärmen und... Lilly (Proll) und Betty (Romei) träumen von Land der unbegrenzten Möglichkeiten. "Memphis, Tennessee" heißt ihre Losung und das Ziel aller Wünsche. Aber die beiden sitzen in Ternitz fest, mitten in der niederösterreichischen Provinz. Lilly arbeitet als KFZ-Mechanikerin in einer Autowerkstatt, lernt daneben "English for auto-mechanics" und spart auf einen Silikonbusen Modell Pamela Anderson. Und Betty lebt mit ihrer versoffenen Mutter (Birgit Doll) in einer spießigen Wohnung, jobbt in einem Hundesalon und schwärmt für den Elvis-Imitator "El Bresli" (Gerald Votava), der in einer Fernseh-Show Küchengeräte verkauft. Als "El" mit seiner Show live in der Nachbarschaft gastiert, scheint ein Hauch der fernen Glamourwelt durch Niederösterreich zu ziehen. Im Wildwest-Outfit fahren Lilly und Betty in Lillys rotem Ford Mustang in eine Art Ternitz, Tennessee. Lilly erlebt ein Stück Amerika in einer Affäre mit einem schwarzen Amerikaner aus "Els" technischer Crew, und Betty landet durch einen kleinen Verrat an der Freundin den Haupttreffer der El Bresli-Show, eine Nacht im Separee mit ihrem Idol in Wien. Bettys Märchenprinz entpuppt sich allerdings als Frosch, und Lillys Lover aus Memphis, Tennessee war ja leider nur auf Durchreise und muss von "El Bresli" weiter zu Michael Jackson. "Er holt dich bestimmt", tröstet Betty. "Du hast jetzt so einen schönen Busen. Die Amis stehen auf sowas." ...dasein Was der amerikanische Traum für die beiden Ternitzerinnen wirklich bedeutet, wird nicht klar. In ihren Fantasien hüpft Lilly als rot gekleidetes Cowboy-Mädchen mit Betty durch die niederösterreichische Pampa, und dass Betty als Amerika-Fan für einen Vertreter-Abklatsch von Elvis schwärmt - und mit ihr ganze Horden von Jugendlichen in Wien und der Provinz - ist nicht recht glaubhaft. Auf der anderen Seite hätte dem Alltag von Ternitz, der doch die trostlose Gegenwelt zur amerikanischen Traumkulisse bilden sollte, mehr Platz eingeräumt werden können. Trotzdem bietet der Film viele authentische Szenen, etwa wenn Betty sich in ihrem Zimmer zur Elvis-Platte warm tanzt für die "Now or Never-Show", oder wenn die beiden wie Thelma und Louise aufgedreht über den niederösterreichischen Highway brausen. Vor allem Nina Proll mit ihrer unschlagbaren Natürlichkeit und Lässigkeit trifft wieder einmal genau den Ton, mit dem ein romantisches Mädchen, das weiß, was es will, seine wunden Punkte überspielt. Konglomerat vieler unterschiedlicher Kräfte Die weiteren Rollen sind mit bekannten östereichischen SchauspielerInnen wie Birgit Doll, Roland Düringer, Gerald Votava und Clemens Haipl (beide "Projekt X", fm4) besetzt. Mit Fritz Ostermayer und Christof Kurzmann konnten Musiker fürs Kino gewonnen werden, die für Filmmusik prädestiniert sind. (Mirjam Unger) Mit diesem Film hat die Regisseurin und Studentin der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien ihren ersten abendfüllenden Spielfilm gedreht; 1997 lief ihr Beitrag "Speak Easy" bei der Viennale. (APA/red) "Ternitz Tennessee" Di. 17.10. um 20.30 Uhr Urania