Literatur
Österreich auf der Frankfurter Buchmesse: 170 Verlage und ein Sparempfang
IG Autoren spricht "Gegeneinladung" an österreichische Bundesregierung aus, statt am traditionellen Empfang teilzunehmen - Es "gibt nichts zu feiern"
Wien - 170 Verlage aus Österreich präsentieren sich entweder in Gemeinschafts- oder in Einzelständen auf der heurigen 52. Frankfurter Buchmesse vom 18. bis 23. Oktober. Rund 100 Verlage sind
ausschließlich auf Gemeinschaftsständen präsent, 56 davon nur auf dem Stand der Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren (IG Autoren),
der heuer unter dem Motto "Der blaue Planet - Farbenfrohes Österreich. Österreich in alten Ansichten" steht. Kürzungen im Literaturbereich
"Auf Grund der Kürzungen im Literaturbereich sind mehr literarische Kleinverlage als sonst ausschließlich bei uns vertreten, manche Verleger
stellen ihre Bücher bei uns nur aus, können aber wegen der Reisekosten nicht persönlich anwesend sein," erzählt IG Autoren-Geschäftsführer
Gerhard Ruiss im Gespräch. Publikationen aus insgesamt 139 Verlagen und den Katalog "Die Literatur 2000" werden auf dem
Gemeinschaftsstand präsentiert. Der Katalog listet 2.356 literarische Neuerscheinungen 180 österreichischer Verlage aus den Jahren
1999/2000 (davon 1.291 Neuerscheinungen 2000) sowie weitere 438 literarische Neuerscheinungen österreichischer Autoren in 140
deutschen und Schweizer Verlagen auf.
"Gegeneinladung" an die Österreichische Bundesregierung
Die IG Autoren ließ im Vorfeld der Buchmesse zudem mit einer "Gegeneinladung" an die Österreichische Bundesregierung aufhorchen, die
Stände der österreichischen Aussteller auf der Buchmesse zu besuchen, da einige nicht am traditionellen Österreich-Empfang am
Mittwochabend teilnehmen können, "weil ihnen auf Grund der Kürzungen im heurigen Literaturbudget nicht die Mittel für eine Teilnahme an
der Frankfurter Buchmesse zur Verfügung stehen". Diese Einladung sei, beteuert Ruiss, kein Boykott, sondern das Ergebnis zahlreicher
Anfragen österreichischer Aussteller. "Was soll es zu feiern geben bei den Budgetkürzungen?"
Empfang mit Neuerungen
Im heurigen Jahr wird der Empfang mit einigen Neuerungen stattfinden. So steht heuer keine Autorenlesung auf dem Programm, und die
Veranstaltung findet nicht wie in den letzten Jahren im Museum moderner Kunst, sondern im Städel Museum statt. Geplant sei nach Auskunft
des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels neben Musik eine Rede von Kunststaatssekretär Franz Morak (V), der Präsident des
Hauptverbandes, Anton Hilscher, werde heuer voraussichtlich keine Rede halten.
Teilnahme an nächsten Buchmessen wird voraussichtlich abgesagt werden müssen
"Es gibt Leute, die reisen extra später an, um den offiziellen Empfängen zu entgehen", erzählt Ruiss. Die IG selbst konnte ihre Messeteilnahme
nur auf Grund "radikaler Umschichtungen" bewerkstelligen. Die Teilnahmen an der nächsten Leipziger Buchmesse und den kleineren
Landespräsentationen in Österreich im nächsten Jahr werden voraussichtlich abgesagt werden müssen. "Wenn das Budget so bleibt, werden
wir uns nächstes Jahr auf keiner Buchmesse beteiligen können. Wir werden nur", so Ruiss, "um nicht sang- und klanglos zu verschwinden,
nächstes Jahr in Frankfurt auf einem kleineren Stand den Katalog der Neuerscheinungen präsentieren."
Neuer Literaturverlag
Nicht verschwinden, sondern Auftauchen wird in Frankfurt ein neuer Literaturverlag. Der Anfang des Jahres vom Residenz Verlag gekündigte
Verlagsleiter Jochen Jung wird im Rahmen der Buchmesse einen neuen österreichischen Literaturverlag mit dem programmatischen Namen
"Neugebäude" präsentieren. (APA)