Geschlechterpolitik
Studiengebühren bedrohen Erfolge der Frauenförderung
Uni-Wien-Vizerektorin befürchtet Nachteil für Frauen
Wien - Die Vizerektorin für Personalangelegenheiten und Frauenförderung an der Universität Wien, Gabriele Moser, befürchtet, dass
durch die Einführung von Studiengebühren Frauen benachteiligt werden. "Der freie Hochschulzugang muss auch vom Standpunkt der
Frauenförderung her unangetastet bleiben", forderte Moser am Dienstag in einer Aussendung. In den letzten Jahren sei der Zugang zur
Universität für Frauen systematisch verbessert worden. Die Einführung von Studiengebühren drohe diese Fortschritte zu zerstören. "Hier
bahnt sich ein massiver Rückfall an, den die Universitäten und die Frauenförderung nicht ohne weiteres hinnehmen können", betonte Moser. Studentinnen überproportional stärker belastet
Gerade die Abschaffung der Studiengebühren im Jahr 1972 habe eine kontinuierliche Erhöhung des Frauenanteils unter den Studierenden
bewirkt, meinte Moser. Aufgrund der geschlechtsspezifischen Einkommensschere zwischen männlichen und weiblichen Studierenden würden
Studiengebühren Studentinnen überproportional stärker finanziell belasten als Studenten. Aus einer Studie des Instituts für höhere Studien
gehe klar hervor, dass männliche Studierende bei gleicher Arbeitszeit mit durchschnittlich 6.400 S im Monat ein höheres Einkommen beziehen
als Studentinnen mit rund 5.800 S. Dies zeige, dass Studentinnen über geringere materielle Ressourcen verfügen als ihre männliche Kollegen.
Auch eine Ausweitung der Stipendien würde diese strukturelle Benachteiligung nicht wesentlich schmälern, meinte Moser.
Nach Ansicht der Vizerektorin würden vor allem kinderreiche oder einkommensschwache Familien sich in Zukunft überlegen, wer von den
Kindern in den "Luxus" eines Studiums komme. Aufgrund geschlechtsspezifischer Rollenbilder und der hohen finanziellen Belastung könnten
Söhne wieder vermehrt Töchtern für eine höhere Ausbildung vorgezogen werden, befürchtet Moser.
(APA)