Wien - Für SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl ist Innenminister Ernst Strasser "bei der Reform des Zivildienstes auf allen Ebenen gescheitert". Nach "den Aushungerungsmaßnahmen" gegen Zivildiener und "massiven Belastungen vor allem für kleine Trägerorganisationen durch weniger Zuteilungen" werde "nun sogar die angekündigte geringfügige Kürzung des Zivildienstes abgesagt", kritisierte Kuntzl am Dienstag in Reaktion auf den heutigen Ministerratsbeschluss. Theresia Haidlmayr, Zivildienstsprecherin der Grünen, sprach in einer Aussendung vom "zweiten Kniefall Strassers vor der FPÖ". Auch die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) und die Diakonie Österreich kritisierten Strassers Vorgehen. Permanente Verunsicherung angehender Zivildiener "Der permanenten Verunsicherung der angehenden Zivildiener wird kein Ende gesetzt", meinte Kuntzl in einer Aussendung. Die Wartezeiten würden nicht verkürzt, junge Männer, die Zivildienst leisten wollten, müssten weiterhin mit "extremen Unsicherheitsfaktoren in ihrer Lebensplanung" rechnen, kritisiert die SP-Bundesgeschäftsführerin. Haidlmayr meinte, Strasser besitze "offenbar nicht das Rückgrat, dem Druck des Koalitionspartners zu widerstehen". Sie erinnerte an "die empörten Reaktionen" aus den Reihen der FPÖ, als Strasser eine Zivildienst-Verkürzung angekündigt hatte. Nach dem Thema Zuwanderung sei der Innenminister "nun auch beim Zivildienst auf die FPÖ-Linie eingeschwenkt", kritisierte die Abgeordnete. ÖGJ-Vorsitzender: "Inakzeptabel" Als "inakzeptabel" bezeichnete ÖGJ-Vorsitzender Albert Maringer das Vorgehen Strassers. Der "einzige annähernd gute Punkt" aus einem "Maßnahmenpaket, das insgesamt eine deutliche Verschlechterung für Zivildiener bedeutet", sei herausgenommen worden, kritisierte Maringer den Fall der angekündigten Kürzung der Zivildienstdauer um vier Wochen. Auch die Diakonie Österreich zeigte sich "enttäuscht". Ihr Direktor Michael Chalupka meinte: "Minister Strasser ist wieder einmal dem Druck der FPÖ gewichen und hat den Vorschlag der Expertenrunde zum Zivildienst, die für eine Verkürzung des Zivildienstes plädiert hatten, zurückgezogen." (APA)