Atlanta/Boston - GesundheitsökonomInnen und EpidemiologInnen vom "Center for Disease Control and Prevention" in Atlanta haben errechnet, dass die Ausgaben für die medizinische Behandlung eines körperlich aktiven Menschen im Schnitt um rund 330 Dollar oder knapp 5000 Schilling pro Jahr unter jenen für US-BürgerInnen liegen, die dem Motto "No Sports" frönen und sich auch sonst wenig bewegen. "Wir konnten echte und substanzielle Unterschiede bei den Behandlungskosten feststellen", berichten die ForscherInnen in The Physician and Sportsmedicine. "Körperlich aktive Menschen kamen seltener in Spitalspflege, machten weniger ÄztInnenbesuche und reichten weniger Medikamentenrezepte ein."Dreimal 30 Minuten Als körperlich aktiv wurden Menschen klassifiziert, die zumindest dreimal wöchentlich eine halbe Stunde Sport in mittlerer oder hoher Intensität betreiben - genau das Ausmaß, das heute als Richtschnur für sinnvolle Fitness gilt und sich in der Lebenserwartungsstatistik messbar niederschlägt. Der positive Effekt zeigte sich gleichermaßen bei Männern und Frauen, bei RaucherInnen und NichtraucherInnen, bei Jungen und bei Alten, am deutlichsten aber bei Frauen ab einem Alter von 55 Jahren. Die WissenschafterInnen berücksichtigten in ihrer Studie auch den Einfluss von Bewegungseinschränkungen durch chronische Erkrankungen. Denn falls der Bewegungsmangel die Folge einer chronischen Erkrankung ist, hätten davon betroffene Menschen schon allein aufgrund ihres Leidens höhere ÄrztInnenkosten. In der Studie erzielten jedoch körperlich eingeschränkte TeilnehmerInnen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Sport betreiben, Einsparungen deutlich über dem Durchschnitt. Insgesamt bezifferten die AutorInnen in einer Modellrechnung die Einsparungsmöglichkeiten bei den direkten Behandlungskosten für die US-Bevölkerung in ihrer bescheidensten Schätzung mit etwa 75 Milliarden Dollar. Dazu kämen noch indirekte Kosten in mindestens derselben Höhe, wie die AutorInnen anhand von Erfahrungen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Übergewicht schätzten. "Die direkten und indirekten Kosten von Bewegungsmangel im Jahr 2000 dürften wohl 150 Milliarden Dollar übersteigen", so die Forscher. Wie dem trägen Lebensstil mit einfachen Mitteln erfolgreich abgeholfen werden könnte, zeigten WissenschafterInnen desselben Instituts in einer anderen Studie. Man ließ die Stiegenhäuser im Bürogebäude attraktiver gestalten und ermunterte die MitarbeiterInnen auf Schildern, doch anstelle des Aufzugs die Treppen zu benützen. Damit ließen sich immerhin um 14 Prozent mehr Menschen zum Stiegensteigen bewegen. Eine Studie des "Brigham and Women's Hospital" in Boston aus dem Vorjahr hatte gezeigt, dass selbst derart geringfügige Steigerungen in der körperlichen Bewegung große gesundheitliche und ökonomische Auswirkungen haben können. Die ForscherInnen stellten US-weit Einsparungen von 4,3 bis 5,6 Milliarden Dollar pro Jahr in Aussicht, würden nur zehn Prozent der bewegungsabstinenten Erwachsenen ein regelmäßiges Gehprogramm absolvieren. (hu) (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 18.10.2000)