Wien – "In was für einem Land leben wir", fragt sich entsetzt Nikolaus Formanek, Geschäftsführer des Internetservice-Provider Ican, der unter anderem das Satiremagazin "dieklone.at" herausgibt. Mittwoch in den frühen Morgenstunden durchsuchten sechs Beamte der Wirtschaftspolizei sowohl die Büroräumlichkeiten, als auch die Wohnungen der beiden Geschäftsführer. Laut Hausdurchsuchungsbefehl, auf der Suche nach Exemplaren der Print-Ausgabe von "diekrone.at" sowie mit dieser Bezeichnung versehenen T-shirts; weiters "alle diesbezüglichen Schriftstücke und Geschäftsunterlagen; Pcs und Server, unter deren Zuhilfenahme das Internet-Medium 'die krone.at' hergestellt und ins Netz gestellt wird." Die satirische Homepage durfte nach einer einstweiligen Verfügung nicht mehr unter der ursprünglichen Internet-Adresse "www.diekrone.at" firmieren. Anlass war eine Unterlassungsklage der "Kronen Zeitung", die durch die Satire-Seite den Markenschutz verletzt sah. "Reine Schikane" "Wegen einem Domainstreit ist Herrn Dichand anscheinend jedes Mittel recht, um Menschen unter Druck zu setzen", erklärt Formanek und bezeichnet die Durchsuchungsaktion als unverhältnismäßig und "reine Schikane". "Meine zweieinhalbjährige Tochter heulte verschreckt den ganzen Vormittag. Wir werden wie Schwerverbrecher behandelt, obwohl wir nichts verstecken, alles, was wir tun, ist im Internet zu sehen." Beschlagnahmt wurde eine Schachtel mit T-shirts, die den Aufdruck "diekrone.at" tragen. Ernst Swoboda, der Justitiar der Mediaprint, sieht das naturgemäß anders. Eine Hausdurchsuchung anzuordnen, sei Sache der Justiz. "Wir führen ein Verfahren gegen die illegale Verwendung unserer Marke", erklärte Swoboda im Gespräch mit dem STANDARD . Es gehe nicht an, dass ein anderer mit einer geschützten Marke Gewinne erziele. Swoboda: "Benetton, zum Beispiel, geht ja auch gegen Produktpiraterie vor." Redaktionsgeheimnis verletzt Formanek wundert sich, "dass die Justiz zu einer Hausdurchsuchung in einem Redaktionsbüro zustimmt und auch erlaubt, die Daten auf den Computern abzufragen, wo ja auch sensible Unterlagen über Informanten gespeichert sein könnten", die dem Redaktionsgeheimnis unterliegen. Auch Franz C. Bauer, stellvertretender Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, bezeichnet die Angelegenheit als "weiteren skandalösen Übergriff der Justiz unter der neuen Regierung, der sich nahtlos in eine Reihe solcher Vorfälle einreiht." (sma/simo)