Graz - Ein fesselndes Stück und die siegreichen Folgen: Kriton , eine Kammeroper von Tomas Svete nach dem gleichnamigen Dialog des Platon, wurde im zweiten Opernkompositionswettbewerb des Landes Steiermark mit dem ersten Preis bedacht. Der slowenische Komponist hat das Libretto mit Auszügen aus dem Original, dem Dialog des Sokrates mit seinem Freund und Schüler Kriton und eigenen Zutaten selbst verfasst und dazu eine zu Teilen hochexpressive, gelegentliches Pathos nicht scheuende Musik geschrieben, die dem Wort stets Deutlichkeit bewahrt. Verdichtungen der Faktur gibt es im ersten Teil nach dem Eintritt der Xanthippe sowie im zweiten, wo die personifizierten drei Gesetze und der erregte Chor auf die stoische Ruhe des dem Tod Überantworteten prallen. Die genau gearbeitete Partitur ist vernetzt mit je einer Zwölftonreihe für Sokrates und für Kriton. Die Grazer Musikuni, Anregerin des Wettbewerbs, stellte unter der Leitung von Wolfgang Schmid (Musik) und Christian Pöppelreiter (Szene) die fulminante Aufführung auf die Beine. Das Theater im Palais der Musikuni wurde zur Arena einer raumgreifenden und bewegten Inszenierung, die keines Bühnenbildes bedurfte, aber bildnerischen Ausdruck in die Kostüme legte. Da und dort hat Pöppelreiter dem Streitgespräch aktualisierende Lichter aufgesetzt. Bewundernswert auch das deutliche Deutsch der durchwegs ausländischen Akteure. Genannt seien nur die Koreaner Cheol Hwang (Kriton), Kyoung-Min Park (Sokrates: sein Name wird - griechisch richtig - mit der Betonung auf der zweiten Silbe skandiert) und die Litauerin Saule Serite (Xanthippe). Alle Beteiligten sind übrigens sauer auf die Einführung von Studiengebühren. Sie könnte zu einer schmerzlichen Abwanderung führen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 10. 2000)