Der börsenotierte Buchhandels- und Medienkonzern Libro ist im ersten Halbjahr 2000/2001 (März bis August) tief in die roten Zahlen gerutscht. Falls die Kooperation mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), mit der sich Libro "grundsätzlich über Strategie und Wertansätze der Portale Lion.cc und Cityweb geeinigt" hat, rechtzeitig schlagend werde, könne Libro dennoch einen positiven Jahresergebnis erzielen, sagten Libro-Vorstandschef Andre Rettberg und Finanzvorstand Johann Knöbl heute, Donnerstag, bei der Präsentation der Halbjahreszahlen vor Journalisten in Wien. Die Reise geht nach - Wachstum "Die Verträge mit der WAZ stehen, bedürfen aber noch der Zustimmung in den verschiedenen Gremien", berichtete Rettberg, ohne Details zum Deal und Zeitplan nennen zu wollen. Im Gesamtjahr erwartet die Libro-Gruppe rund 6 Mrd. S (436 Mill. Euro) Umsatz, 250 Mill. S Umsatz sollen davon im Internet und rund 200 Mill. S im Libro-Einzelhandel in Deutschland gemacht werden. Obwohl die Expansion auf das Ergebnis drücke, will Libro auch künftig den Wachstumskurs weiterfahren, betonte Rettberg. Im ersten Halbjahr hat Libro seine Verluste mehr als verzehnfacht Das Betriebsergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) der Libro-Gruppe sackte von minus 24 Mill. S auf minus 279 Mill. S ab. Allein die Verluste im Internet-Bereich Lion.cc kletterten auf 224 (Vorjahresperiode: 56) Mill. S. Die Buchhandelskette Amadeus schrieb 50 Mill. S Verlust (nach 26 Mill. S Verlust), bis Ende des Geschäftsjahres werde aber ein positives EBITDA erwartet, so Rettberg. Lion.cc könnte bei gutem Börseklima im Frühjahr an die Börse - wahrscheinlich an den Neuen Markt in Frankfurt - gebracht werden, um Geld für weitere Expansionen zu lukrieren, sagte Rettberg. Allerdings werde man sich die Märkte genau anschauen. Der Aktienkurs von Libro, der heute im Vormittagshandel nach Verlusten in den letzen Tagen weiter um 6,13 Prozent auf 22,06 Euro fiel, sei ein Indiz dafür, dass Libro als Unternehmen der New Economy mit starkem Internetbezug gesehen werde und befinde sich - verglichen mit Amazon.com oder Buecher.de - in guter Gesellschaft, bemerkte Knöbl. "Wir gehen aber davon aus, dass der Kurs wieder drehen wird", ist Knöbl überzeugt. Angesichts der weltweit volatilen Börselage sieht Rettberg die Aktie an der Wiener Börse "gut aufgehoben". "Deutschland ist ein sehr schwieriger Markt" Einzig im Libro-Einzelhandel in Österreich war das EBITDA mit 73 Mill. S auf Vorjahresniveau und damit positiv. Im Libro-Einzelhandel in Deutschland, wo die Handelskette mit Filialen in Berlin und Bayern vertreten ist und demnächst eine weitere in Bielefeld eröffnen wird, lägen die Umsätze unter den Erwartungen: "Deutschland ist ein sehr schwieriger Markt", so Rettberg. Libro werde das Angebot adaptieren und Marketing und Preise aggressiver gestalten.