Kunst
Höhenjagd von Christie's und Sotheby's bei österreichischer Kunst: Schiele um 168 Millionen
Sehr gut liefen auch Kubin-Grafiken, in die Rudolf Leopold investierte
Wien/London - Christie's und Sotheby's, die beiden Führenden in der Kunstauktionsbranche, lieferten sich innerhalb zweier Tage in London eine Art Wettbewerb im Erzielen von Höchstgeboten im Bereich deutscher und österreichischer Kunst.Erster Tag: Christie's
August Mackes Gemälde "Markt in Tunis" ist am Dienstag bei Christie's in London bei der Versteigerung deutscher und österreichischer Kunst um 2,6 Millionen Pfund (etwa 60 Mill. S) verkauft worden. Egon Schieles Aquarell "Männlicher Rückenakt", das mit einem Schätzwert von 110.000 bis 160.000 Pfund in die Versteigerung ging, erreichte den Zuschlag bei 380.000 Pfund (knapp unter 9 Mill. S). Christie's gab alle Preise netto an - 17,5 % Zuschlag exklusive.
Ernst Ludwig Kirchners "Zwei Akte auf blauem Sofa" (1910) aus der Sammlung von Hollywood-Regisseur Billy Wilder wurde bei 1,55 Millionen Pfund zugeschlagen und damit ein gutes Stück über dem Schätzwert von 700.000 bis eine Million Pfund. Jawlenskys "Heilandsgesicht" kletterte über den Schätzpreis von 150.000 bis 200.000 Pfund zum Hammerpreis von 455.000 Pfund. Emil Noldes "Wasserrosen" blieben mit 500.000 Pfund im Schätzwertbereich von 400.000 bis 600.000 Pfund.
Oskar Kokoschkas "London mit dem Parlamentsgebäude" (1967) wurde um 280.000 Pfund ( etwa 6,5 Mill. S) und damit im Schätzwertbereich verkauft. Nicht verkauft wurde ein Anton Faistauers Ölbild "Blumenstrauß mit gebauchten Krug".
Christie's diesjährige Auktion für Deutsche und Österreichische Kunst erzielte etwa 12,2 Millionen Pfund, teilte das Auktionshaus Dienstagabend mit. Die Käufer kamen vorwiegend aus Europa (80 Prozent), Amerikaner waren zu 19 Prozent vertreten. Die höchsten zehn Lose erzielten zusammen 14,8 Mill. Euro.
Zweiter Tag: Sotheby's
Egon Schieles "Bildnis des Kunsthändlers Guido
Arnot", 1918 im Todesjahr des Künstlers entstanden ist am
Mittwoch bei der Auktion "Deutsche und österreichische Kunst" von
Sotheby's in London um 7,15 Millionen Pfund Bruttopreis (168 Mill. S) verkauft worden. Damit wurde ein Endpreis erzielt,
der mehr als das Doppelte des Schätzpreises von zwei bis drei
Millionen Pfund beträgt. Mit 168 Mill. S ist es ein Auktionsrekord
für Egon Schiele. Der bisherige Höchstpreis für ein Schiele-Bild
wurde 1989 (am Höhepunkt des Kunstmarktbooms) mit 3,3 Millionen Pfund
erreicht.
Kunstsammler Rudolf Leopold verlegte sich auf die Jagd nach anderen Objekten. So hat Leopold Alfred Kubins Zeichnung "Das Pferd von Troja" um umgerechnet 1,6 Millionen Schilling erworben. Für den "wichtigsten frühen Kubin" erscheint Leopold ein Preis, der das Doppelte des Schätzwerts von umgerechnet rund 500.000 bis 700.000 Schilling erzielt, nicht zu hoch.
Der "Götzendienst einer Nackten vor einem Pferd", der, so Leopold unter den falschen Titel "Das Pferd von Troja" verkauft worden sei, wurde für die "Sammlung Leopold II" erworben, da für das Leopoldmuseum entgegen den Zusagen seit Jahren kein Ankaufsbudget zur Verfügung stehe.
Schieles Porträt aus dem Todesjahr des Künstlers 1918 (aus einer Grazer Privatkollektion) stellte den Höhepunkt der Auktion dar. Oskar Schlemmers "Knabengruppe Grau" kam auf einen Endpreis von 454.500 Pfund (etwa 10,6 Mill. S), beim Schätzpreis von 250.000 bis 350.000 Pfund. "Die Badenden" von Max Pechstein wurden um 421.000 Pfund verkauft, "Bretonischer Bauer" von Alexej von Jawlenski um 366.000 Pfund, "Arbeitssaal im Amsterdamer Waisenhaus" sowie "Nikolskoe im Grünewald" von Max Liebermann um jeweils 355.000 Pfund.
"Die Quelle" von Albin Egger-Lienz wurde um 63.750 Pfund verkauft und damit im Schätzwertbereich von 50.000 bis 70.000 Pfund. "Hirschenstube" von Alfons Walde kam auf 55.700 Pfund (beim Schätzwert von 30.000 bis 40.000 Pfund).
Bemerkenswerte Ergebnisse kam es bei der Kollektion von Zeichnungen von Alfred Kubin, die zur Versteigerung gelangten. "Sinnendes Ungeheuer" um 1903 wurde um 58.000 Pfund (Schätzwert 25.000 - 35.000 Pfund) verkauft, "Das Pferd von Troja" ebenfalls ein frühes Blatt von 1903 kam auf 71.500 Pfund (bei geschätzten 20.000 - 30.000 Pfund), den gleichen Preis von umgerechnet 1,68 Millionen Schilling erzielte "Das Wesen vom Mars" (1906).
Eine Druckgraphik von Egon Schiele, die Lithographie Bildnis Paris von Gütersloh, kletterte beim Schätzpreis von 4.000 bis 6.000 Pfund auf 11.400 Pfund.
(APA)