Wien - Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, legte am Donnerstag bei einem Pressefrühstück von der Kultusgemeinde zusammengetragene Materialien vor, die eine Schätzung der Schädigung von "Arisierungs"-Opfern in den Kategorien Mietwohungen, Hausrat sowie Abgaben wie "Reichsfluchtsteuer" und "Judenvermögensabgabe" (JUVA) möglich machen. Muzicant betonte aber, dass es sich um die Arbeit von ehrenamtlichen Mitarbeitern handle, also kein Anspruch auf Richtig- oder Vollständigkeit bestehe. Beim Kapitel Mietwohnungen ist in den Unterlagen der Kultusgemeinde von 60.000 bis 70.000 "arisierten" Wiener Mietwohnungen die Rede. Die Kultusgemeinde bezieht sich dabei auf eine Schätzung des österreichischen Zeithistorikers Gerhard Botz. Der inzwischen vorliegende Zwischenbericht der Historikerkommission zum Thema Mieten geht von 60.000 nach 1938 "arisierten" Mietwohnungen aus. Die Kultusgemeinde hält dazu fest, dass der Bereich der Wohnungs-"Arisierungen" "bis heute vollständig ungeregelt" sei, also weder in einem eigenen Gesetz behandelt wurde, noch Berücksichtigung in einem der Restitutions- und Entschädigungsgesetze gefunden habe. Entzogener Hausrat Der geschätzte Gesamtwert des entzogenen Hausrats liege bei 402 Millionen Reichsmark. Nach heutigem Wert ergebe das eine Summe von 21,3 Milliarden Schilling. Nicht einberechnet sei dabei der Wert von entzogenen Kunstgegenständen. Der größte Teil dieses Gutes habe nach dem Krieg als nicht mehr auffindbar gegolten und habe daher im Sinn der österreichischen Rückstellungsgesetzgebung nicht rückgefordert werden können. Schaden durch "Judenvermögensabgabe" Der durch die JUVA angerichtete Gesamtschaden wird von der Kultusgemeinde mit 147,3 Mill. Reichsmark angenommen. Der heutige Wert läge bei 7,8 Mrd. S. Ausgegangen wird von 60.000 bis 65.000 Geschädigten. An Reichsfluchtsteuer seien 181 Mill. Reichsmark eingenommen worden. Das entspräche heute 9,6 Mrd. S. Das gesamte durch Steuern entzogene Vermögen belaufe sich damit auf 17,4 Mrd. S. Durch den Abgeltungsfonds habe es nach den Berechnungen der Kultusgemeinde nach heutigem Wert dafür Auszahlungen in Höhe von 620,5 Mill. S gegeben. (APA)