Wien - Die Flughafenaktie hat jetzt die beste Startposition für eine Kursrallye: Die Staatsholding ÖIAG trennt sich von ihren 17,4 Prozent am Flughafen - und zwar zu einem höheren Preis, als das der Börsenkurs erlaubt hätte. Möglich macht dies der Flughafen selbst, indem er tief in die prall gefüllte Kriegskasse greift. Die Privatisierung geht in drei Schritten über die Bühne, wobei das Ziel ist, dass die öffentliche Hand sich von derzeit fast 53 auf 40 Prozent zurückzieht und private Aktionäre die Mehrheit halten. Wien steht damit gleich mit den britischen und römischen Airports. Zunächst haben jetzt die beiden Länder Niederösterreich und Wien am Freitag ihre Anteile um je 2,6 Prozent aus dem Portefeuille der ÖIAG auf je 20 Prozent aufgestockt. Sie zahlen für jeweils 550.000 Aktien 37,37 Euro je Anteilschein. In der ÖIAG verbleiben damit nur mehr 12,14 Prozent. Der zweite Schritt wird am 15. November gesetzt: In einer außerordentlichen Hauptversammlung wird der Flughafen-Vorstand den Rückkauf von zehn Prozent des Kapitals (das sind 2,1 Mio. Aktien) beantragen. Gekauft wird nicht aus dem Markt, sondern via öffentliches Angebot zum Preis von 45 Euro. Das sind fast sieben Euro mehr als der Schlusskurs vor dieser Mitteilung. Durch das öffentliche Angebot hat jeder Aktionär die Möglichkeit, dem Flughafen seine Aktien zu 45 Euro anzubieten. Auch die ÖIAG. Wenn wenig Private und Fonds aus dem Papier hinaus wollen, könnte es der ÖIAG gleich gelingen, ihr Paket fast zur Gänze zu 45 Euro loszuschlagen. Die Länder bieten dabei nicht mit, das haben sie versprochen. Schlaue Taktiker Wenn der Flughafenkurs sich bis zum 15. November wunschgemäß entwickelt (also auf das Niveau von 45 steigt), sind Gebote anderer Aktionäre ja eher unwahrscheinlich. Abgewickelt wird die Transaktion von UBS Warburg und der CA IB Investmentbank. Was der ÖIAG danach übrig bleibt, wird später via Blocktrade verkauft, sagt ÖIAG- Vorstand Johannes Ditz im Gespräch mit dem Standard. Insgesamt erwartet er rund zwei Milliarden Schilling (145,34 Mio. €) Erlös für die ÖIAG. Damit kommt dieser Erlös zumindest teilweise aus der Kasse des Flughafens: Rund 1,3 Mrd. S kostet das Aktienrückkaufprogramm die Flughafen AG. Damit entspreche man einem Investorenwunsch, sagt Vorstandschef Herbert Kaufmann. Die hohen Cash-Reserven von derzeit noch 3,5 Mrd. S wurden mehrmals kritisiert. Zudem erspare sich der Flughafen künftig mit dem Stiftungsmodell die vom Betriebserfolg (Ebit) zu zahlende Gewinnbeteiligung an die Mitarbeiter. Denn diese Prämie wird künftig von den Dividenden in der Stiftung beglichen. Gerechnet für 1999 wären dabei 46 Mio. S abgefallen. Ergebnis nachhaltig verbessern "Die Gewinn- und Verlustrechnung verbessert sich dadurch nachhaltig", so Vorstandssprecher Kaufmann: "Den Personalaufwand können wir durch den Wegfall der Prämie senken und das Ergebnis nachhaltig verbessern." Zudem wolle der Markt keine Mehrheit der öffentlichen Hand, "das wissen wir aus den Roadshows." Airport-Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Coreth würdigte, dass die Stadt Wien und das Land NÖ das Mitarbeitermodell ermöglicht hätten, indem sie von ihrem Aufgriffsrecht bezüglich der ÖIAG-Anteile nur zu einem geringen Teil Gebrauch machen. (kbau, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21 . 10 . 2000)