Erster Tag

Da die schwedische Hauptstadt zwischen zwei Gewässern liegt, und aus 14 Inseln und 55 Brücken besteht, sollte man sich ihr vom Wasser aus nähern. Boote starten vom Blasiehhampen vis a vis der Oper in der City - die Route führt unter den Brücken rund um die Stadt. Auf der Ostsee tuckert das Boot zunächst an der Strandvägan vorbei, die als eine der schönsten und pompösesten Meeres-Promenaden Europas gilt.

Danach geht es weiter in Rich- tung Djurgarden, die Insel für Grünflächen, Tierpark und den "Stockholmer Prater" Grönalund, der wie viele Destinationen auch mit dem Busboot erreicht werden kann. Außerdem beherbergt Djurgarden das völkerkundliche Nordische Museum und das Vasa-Museum, wo das berühmteste Kriegsschiff der schwedischen Marine zu sehen ist - berühmt deswegen, weil es schon auf seiner Jungfernfahrt 1628 wegen Konstruktionsfehlern unrühmlich auf dem Boden der Ostsee versank.

Unser Boot tuckert hingegen ungestört weiter, vorbei an Gamla Stan, dem historischen Zentrum, wo die Ostsee endet: Das Boot muss durch eine Schleuse, deren Wasserspiegel um 1,5 Meter auf das Niveau des Mählersees erhöht wird - Fortsetzung der Fahrt zwischen Södermalm und Kungsholmen: Südinsel und Königsinsel. Södermalm galt früher als Arbeiterbezirk. Greta Garbo, die vor ihrer Hollywood-Karriere im Stockholmer Warenhaus Pupp als Verkäuferin arbeitete, ist dort geboren, wie auch Alfred Nobel. Als das Stadtzentrum auf der Nordinsel in den Sechziger Jahren modernisiert wurde, und somit das Viertel Tegnerlunden seine Boheme einbüßte, entdeckten Künstler und Studenten die Südinsel - mittlerweile kostet eine 40 Quadratmeter-Eigentumswohnung hier rund 1,6 Millionen Schilling. Zurück geht es über das ehemalige Industriegebiet auf der Inselrückseite. Wieder auf festem Boden, entschlossen wir uns für einen Bummel ebenda.
Die Mentalität der Bewohner von Södermalm wurde uns in der belebten Hornsgatan deutlich, in Form von drei großen, angenehm unangepasst gekleideten Schwedinnen um die 50, die wie alle Galeristen in dieser Straße am Samstagnachmittag Vernissage feierten, und uns nach anfangs vorsichtigen Gesprächen über die Kunst an der Wand reichlich von ihrem Wein anboten. Den Abend verbrachten wir bei schwedischem Bier in der Taverne Kvarnen in der Kocksgatan, gefolgt von einem Besuch im Fasching Jazz Club - einem Jazzclub von internationalem Format.


Zweiter Tag

Beginnt mit einem Milchkaffee mit Zimt und Nüssen sowie Hering mit Zwiebel und Toast am Stortorget in Gamla Stan, dem - heute beschaulichen - Platz des Stockholmer Blutbads von 1520. Um den Touristen wieder zu entkommen, und trotzdem in der Sonne zu sein, fuhren wir zum Waldfriedhof (U-Bahn-Station Skogskyrkogarden), der eine architektonische Sehenswürdigkeit und ein Welt-Kulturerbe ist. Vorsicht: Der Friedhof ist an einem Nachmittag nicht zur Gänze zu besichtigen.
Für das nächste Mal aufheben mussten wir uns daher leider das 1998 von Rafael Moneo gebaute Museum moderner Kunst - Kenner bezeichnen die Sammlung als ausgezeichnet.

Da erfuhren wir einige Kuriositäten - wie etwa über den Namen der Stadt, zu Deutsch "Stockinsel". Die Bürger legten im elften Jahrhundert aus Angst vor wilden Wikinger-Invasoren ihre Reichtümer an Eisenstöcke und versenkten sie auf dem Boden des Mählersees. Nach einigem Nachfragen wurde uns auch erzählt, warum der Alkohol so horrend teuer ist - es ist nämlich so: Bis in die Zwanziger Jahre wurde in den Gaststuben der Kornschnaps gratis ausgegeben - eine Praxis, die in einem kollektiven Alkoholproblem endete. Die Gegenmasßnahme war dann die Prohibition bis in die Fünfziger Jahre. Restriktiv sind bis heute - wohl auch aus steuerlichen Gründen - die Preise: Ein kleines Bier ab 40 Schilling.

Informationen & Details

Anreise: Flug von Wien nach Stockholm mit der AUA drei Mal pro Tag. Angebote für Dreitagesflüge gibt es ab ersten November bei Prima Reisen - die Kosten liegen zwischen 6080,- und 6940,-Schilling inklusive Flug und Hotel der Drei- oder Viersterne-Kategorie. Das Angebot läuft bis ersten April, Reiseverlängerungen sind gegen einen kleinen Aufpreis ohneweiteres möglich.

Auskunft: Austrian Airlines:
Kärnter Ring 18, 1010 Wien, Telefon (österreichweit) 051766/DW 30, www.aua.com
Prima Reisen, Favoritenstraße 42, 1040 Wien, Telefon: +43 1/505-02-22-0, office@primareisen.com
Unterkunft: Für die, die Flug ohne Hotel gebucht haben, sind die Jugendherbergen in den Hausbooten am Ufer des Mählersees ein heißer Tipp: Zimmer kosten zwischen 240,- und 300,- Schilling die Nacht. Die Rezeption des Malaren (Telefon 08/ 644 43 85) hat die Atmosphäre eines gediegenen englischen Pubs, und wer die Portionen gesehen hat, die aus der Küche kommen, muss annehmen, dass auch das Frühstücksbuffet um 70 Schilling sich sehen lassen kann.
Tipp: Für ein Stockholm abseits von Tourismus empfiehlt sich der überdachte Flohmarkt in Skarhomen - wo, wie in einer Art instutioniertem Wiener Mexico-Platz, alles zu finden ist, was man zu diesem Preis sonst nirgendwo findet.