"Seicherl" sei er von seinen Mitschülern als Neunjähriger genannt worden. Weil er sich nicht auf die "depperten Pferde" draufsetzen traute. Dem Niki war Reiten zu gefährlich. Stattdessen wurde er Rennfahrer, mit zusammengeschnorrtem Geld, weil seine Familie das nicht als standesgemäß erachtete. Später wurde er Fluglinienbesitzer. Mit geborgtem Geld. Das "Seicherl"-Sein hat er bald abgelegt. "Verstand, Willen und Mut", schreiben die Formel-1-Chroniker, seien typische Niki-Lauda-Eigenschaften. Das schmächtige Bürscherl war ein Harter - vor allem zu sich selbst. 1976, nach seinem Feuerunfall, erhielt er schon die Sterbesakramente. 42 Tage später startete er zum Grand Prix von Italien. "Niki the rat" hieß es damals, nicht nur wegen der Vorderzähne. Es hängt ihm auch die 1973er-Geschichte nach. In Zandvoort verbrannte Formel-1-Fahrer Roger Williamson. Nach dem Rennen wurde Lauda gefragt, warum er nicht stehen geblieben wäre und geholfen hätte. Antwort: "Er werde fürs Fahren und nicht fürs Parken bezahlt." Er hat sich dafür später entschuldigt. Härte. Niki Lauda bekam 1997 eine Niere von seinem Bruder Florian gespendet. Einen Tag nach der Operation, so berichtet der Kärntner Event-Veranstalter Hannes Jagerhofer, hätte ein gezeichneter Lauda auf die Frage "Wie geht's?" geantwortet: "A bissl fad." "Der Niki ist gut im Überspielen, er lässt nichts an die Oberfläche", sagt auch sein Biograf Herbert Völker, Chefredakteur der Autorevue. Mit seinen Freunden hat Lauda die Seitenblicke-Gesellschaft in Wien neu definiert. "Die Stadt gekauft", wie ein Szenejournalist bemerkt. Die Spezl-Partie - unter anderem Lauda, Jagerhofer, Lauda-Air-Caterer Attila Dogudan, der Anwalt Josef Wegrostek, Schlagersänger Udo Jürgens - versorgte sich untereinander mit Öffentlichkeit. Lauda ist die Schlüsselfigur: Kommt der Niki, kommt News, kommen die Models (was die Spezln freute, hört man), kommt das gemeine Volk in Massen - Models und Niki schauen, die Kassen der Veranstalter klingeln. Ein Bestandteil des Promi-Daseins ist übrigens, dass Lauda nur selten auch für Essen und Trinken zahlen muss - was seiner sprichwörtlichen Sparsamkeit entgegenkommt. "Er war äußerst hilfreich. Nicht dass er aktiv wo angerufen hätte, er wirkte einfach als Person", berichtet Jagerhofer. Und jetzt der Kampf um die Airline. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Niki ohne Fliegerei leben kann", sagt Jagerhofer, "und wenn er ein einmotoriges Dschungeltaxi fliegt." Laudas Standard-Schmäh im Freundeskreis, wenn es um ein "Leben danach" geht: "Geh ich halt Rinder züchten nach Uruguay." Alle lachen. (Leo Szemeliker, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21 . 10 . 2000)