Telekom
Fiasko bei italienischer Handy-Auktion
Finanzminister erhielt mit 168 Mrd. S weniger als die Hälfte der erhofften UMTS-Erlöse
Die italienische UMTS-Versteigerung entwickelte sich zum Flop. Nach dem Ausstieg des Mobilfunkkonsortiums Blu aus der Auktion wurde sie Montag
abgebrochen. Nur anderthalb Tage dauerte die groß angelegte Versteigerung. Und die Einnahmen von 23,55 Billionen Lire (168 Mrd. S) liegen mehr als
die Hälfte unter dem von Finanzminister Vicenzo Visco erwarteten Betrag und machen nur ein Viertel der etwa in Deutschland erzielten Einnahmen aus.
Der Finanzminister meinte noch Ende September "mindestens 50 Billionen Lire" einzukassieren. Davon sollten 90 Prozent für den Schuldenabbau und der
Rest für Forschung und Entwicklungsausgaben verwendet werden. Nun geraten die Staatsfinanzen in Bedrängnis. Abgesehen von dem verzögerten
Schuldenabbau wirkt sich das UMTS-Fiasko auch negativ auf den Haushalt aus. Die dadurch versäumten Zinseinsparungen werden mit 1,5 Bio. Lire
angegeben. Und die Forschungs- und Bildungsausgaben müssen nun aus anderen Töpfen finanziert werden. Experten erwarten, dass Rom nun die
Privatisierung beschleunigen wird, um die fehlende Einnahmen wettzumachen.
Italiens Regierung sucht nun einen Weg, um die Versteigerung erneut aufleben zu lassen, hieß es im Kommunikationsministerium. Möglicherweise werde es
eine neue Ausschreibung geben, in der den verbliebenen fünf Bietern vier Lizenzen angeboten würden.
Schnäppchen ergattert
Positiv reagierten hingegen die GSM-Firmen TIM (Telecom Italia), Omnitel (Vodafone) und Wind (Enel, France Télécom), die ihre Lizenz unerwartet billig
erwarben. Auch das Konsortium Ipse, an dem die spanische Telefónica und Fiat sowie Ifil beteiligt sind, und Andala (chinesische Hutchison-Gruppe,
Internet-Provider Tiscali) profitierten von der Zuteilung.
Ausgerechnet im Handy-Land par excellence, in Italien mit 35 Mio. Kunden und einer Marktdurchdringung von 65 Prozent, wurde die Versteigerung der
Lizenzen für das Welthandy UMTS zum Fiasko. Schuld daran ist das Mobilfunkkonsortium Blu mit dem Großaktionär British Telecom (BT). Die Briten
halten 20 Prozent an Blu und hatten ursprünglich versprochen, ihre Beteiligung vor der Lizenzvergabe auf 51 Prozent aufzustocken.
Da sie sich aber in einer Finanzklemme befinden, konnten sie den einstigen Versprechen nicht nachkommen. "Wir konnten die von den anderen
Aktionären geforderte Beteiligungsaufstockung und die damit erhöhten Lizenzspesen nicht finanzieren", sagte ein BT-Sprecher. Das Nachsehen haben
nun die restlichen Blu-Aktionäre, wie Benetton (Edizione Holding), Autostrade (ebenfalls Benetton) Mediaset (Berlusconi), Italgas (ENI) und Banca
Nazionale del Lavoro. Blu war erst im Mai des Vorjahres gestartet und hat inzwischen 500.000 Kunden.
Die beiden Konsortien Ipse (Telefónica, Ifil, Fiat) und Andala haben sich zwar UMTS-Lizenzen gesichert, ohne GSM-Netz können sie damit aber nicht
viel anfangen. An Andala hält die chinesische Hutchison Whampoa aus Hongkong die Mehrheit. (STANDARD-Korrespondentin Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand)