Stuttgart - Die Ruinenstadt Troja sollte nach Ansicht des deutschen Grabungsleiters Manfred Korfmann stärker als "Platz des Friedens" gewürdigt werden. Die anatolische Region an den Dardanellen sei nicht mehr eine Landschaft des Streites zwischen Europa und Asien, sondern eine Landschaft der Begegnung, sagte Korfmann. Der Tübinger besitzt seit 1988 die Grabungslizenz für Troja und hat durch spektakuläre Funde die Geschichte der Stadt umgeschrieben. In der Umgebung Trojas, wo es in zahllosen Schlachten Hunderttausende von Toten gegeben habe, komme man zunehmend "weg von den Lobpreisungen des Krieges und hin zum offiziellen Betrauern auch der Opfer des Gegners". Nach Ansicht des 58-Jährigen sollte man deshalb vom "Trojanischen Frieden" sprechen und den Ort im Sinne des Dichters Homer zu einem Platz machen, wo der Krieg nicht verherrlicht wird. Auch könnte man künftig durchaus politische Treffen oder Friedensverhandlungen in und um Troja organisieren, schlug Korfmann vor. Intensiv habe er in seiner Zeit in der Türkei versucht, die Landschaft Homers in der Region wiederherzustellen. "Man könnte diese Gegend der Natur wieder geben", meint der Prähistoriker, spricht von "sanftem Tourismus", "nachhaltigem Ackerbau" und "umweltverträglicher Viehzucht". Einen ersten großen Schritt in Richtung "Frieden in der Kultur" ist Korfmann bereits gegangen: "Es ist uns gelungen, die Landschaft durch die türkische Regierung als 'Historischen Nationalpark' gesetzlich sichern zu lassen", erzählt er. In dem für Spekulanten hoch interessanten Gebiet dürften auf einem Gelände von zwölf mal zwölf Kilometern keine Feriendörfer mehr gebaut werden. Mehr als 100 Denkmäler, darunter antike Städte und Siedlungen, stehen nach Angaben Korfmanns unter Schutz. (APA/dpa)