Salzburg - Künstliche Gelenke sind auf dem Vormarsch. Allein in Österreich wurden heuer 19.000 Hüft- und 9.000 Kniegelenke durch künstliche Teile ersetzt. Die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Endoprothetik werden bei der am kommenden Donnerstag beginnenden Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie in Salzburg vorgestellt. Für die betroffenen Patienten ist die Entscheidung für ein künstliches Gelenk meist ein Schritt zu mehr Lebensqualität, erklärte Titus Gaudernak, Leiter der Unfallchirurgie am Landeskrankenhaus Mödling, am Dienstag bei einem Pressegespräch in der Mozartstadt. Laut Statistik muss jeder zehnte Österreicher im Laufe seines Lebens mit einem künstlichen Gelenk rechnen. Die "Renner" unter den Gelenksersätzen sind Hüften und Knie: 27.000 Operationen schlagen mit insgesamt 2,7 Milliarden Schilling zu Buche, rechnet Gaudernak vor. Die Kosten stünden aber in keinem Verhältnis zu den Einsparungen durch so eine Operation: War ein älterer Patient mit einem Oberschenkelhalsbruch früher meist ein jahrelanger Pflegefall, ist er nach einem Gelenksersatz nach wenigen Tagen wieder mobil. Gaudernak rechnet mit einem rasanten Anstieg der künstlichen Gelenke und führt zwei Gründe dafür an: Die Menschen würden immer älter, außerdem steige das Risiko von Knochenbrüchen durch Freizeit- und Sportunfälle. Im Durchschnitt hält ein künstliches Gelenk derzeit 15 Jahre, was einer wesentlichen Verbesserung gegenüber früher entspricht. In Österreich wird normalerweise kein Knochenzement verwendet, was den eventuellen Austausch von Gelenken erleichtert. Auf dem Weg zum medizinischen Standard ist der Einsatz künstlicher Schultergelenke. Heuer werden bereits 270 derartiger Operationen durchgeführt, in fünf Jahren dürften es 1000 sein, rechnet Walter Buchinger, Unfallchirurg am Waldviertel Klinikum Horn. Und die medizinische Forschung im Bereich Gelenksersatz geht rasant weiter: Hoffnungsgebiete sind die künstlichen Ellbogen sowie Sprunggelenke. Diese könnten in den kommenden Jahren zum Standard gehören. Noch nicht zufrieden sind die Chirurgen bei der Entwicklung künstlicher Wirbelgelenke. Diese entsprächen noch nicht den Erwartungen. Große Hoffnungen setzt Gaudernak dabei in die Forschung. Die Entwicklung zweckmäßiger künstlicher Wirbelgelenke würde einen medizinischen Durchbruch bei der Bekämpfung vieler Rückenprobleme bedeuten. Und ein weiteres Forschungsgebiet lässt die Chirurgen hoffen: Immer häufiger werden ganze Knie- oder Hüftgelenke transplantiert. Es gebe in diesem Bereich sehr interessante Ansätze, erklärte Gaudernak. Zwar habe man dabei mit Abstoßungsreaktionen sowie Fragen der mechanischen Funktionsfähigkeit zu kämpfen, doch sei lebendiges Material anpassungsfähiger als künstliche Gelenke aus Titan. (APA)