Wien - Seit der Regierungsbildung versteht sich die Kunsthalle Wien auch als Plattform für Künstler, die ihren Widerstand gegen die Koalition artikulieren. Zwei neue Projekte zum Motto "Die Kunst der Stunde ist Widerstand" - eine "Elektrozelle" von Bady Minck und Lisl Pongers Fotoserie "Österreich 2000" - werden am Nationalfeiertag erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Schließlich sei dieser Tag mit Liebe und Respekt für das Gemeinwesen verbunden, meinte Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle, auf einer Pressekonferenz zwei Tage zuvor."Elektrofrühstück" "Ich habe gemerkt, dass in Wien der effektivste Infiltrierungskanal durch die Speiseröhre führt," erklärt die luxemburgische Künstlerin und Filmemacherin Bady Minck das Entstehen der Idee "Elektrofrühstück". Unter diesem Titel versorgt sie seit Februar regelmäßig über e-Mail regierungskritische Konsumenten mit Informationen zur politischen Lage. Unter elektrofruehstueck.netbase.org wurde schließlich eine eigene Homepage installiert, in der u.a. alle bisherigen "Frühstücke" abrufbar sind. "Elektrozelle" In der "Elektrozelle", die von 26. Oktober bis 19. November vor der Kunsthalle steht, wird das virtuelle Frühstück nun um materielle Dimensionen erweitert. In diesem "Schutzraum", durch eine Glaswand und Modelle von elektrischen Widerständen, Sicherungen und Ähnliches gegen politisch-feindliche Wellen abgeschirmt, werden jeden Donnerstag um 17.00 Uhr Vorträge abgehalten. Die Vortragenden servieren jeweils ein "Frühstücksmenü ihrer Großeltern, mit Brösel und allem". Den Anfang macht am 26. Oktober der Autor Doron Rabinovici mit einem israelischen Frühstück und einer Videoansprache des Kunsttheoretikers Burghart Schmidt zum Nationalfeiertag. Es folgen Isolde Charim, Marie Ringler und Marc Ries. Samstags zwischen 15.00 und 19.30 Uhr werden Videos gezeigt, darunter die Reihe "Die Kunst der Stunde ist Widerstand" und eine Aufzeichnung eines Symposiums über Rechtspopulismus und mediale Inszenierung, das Valie Export am 28. Oktober in Innsbruck organisiert. Im Schaufenster im Porrhaus (4., Treitlstraße 2) sind von 26.Oktober bis 14. Jänner sechs großformatige Fotos von Lisl Ponger ausgestellt, die seit Februar die Anti-Regierungs-Demonstrationen mit der Kamera begleitet hat. Ein besonderer Glücksfall, meinte die Künstlerin, sei eine gestellte Aufnahme von vier Polizisten, die im Rahmen einer Demonstration gegen den Justizminister für den Polizei-Fotografen in John Wayne-Manier posierten. Matt wies außerdem auf eine gemeinsame Deklaration verschiedener Kunstinstitutionen vom vergangenen Mai hin, die bisher zu wenig Echo in den Medien gefunden habe. Die Unterzeichner aus ganz Österreich - in Wien neben der Kunsthalle die Generali Foundation, das Künstlerhaus, die Secession, das MAK und das Depot.Kunst und Diskussion - verurteilen darin Versuche, kritische Künstler durch Subventionsentzug einzuschränken und so genannte politische gegen unpolitische Kunst und zeitgenössische gegen so genannte Volkskultur auszuspielen. (APA)