Wien - "Ich wusste, die Gewerkschafter wollten vier, ich wollte zwei, die Einigung auf drei und ein paar Zehntelprozente war eben der Kompromiss. Die Wirtschaftsdaten sind sehr gut, die Inflation ein Problem und eine gewisse Vorsicht für die Aussichten im kommenden Jahr war geboten." So kommentierte der Chefverhandler der Arbeitgeber der Metallindustrie, Hermann Haslauer, die 16-stündigen Lohnverhandlungen, die Mittwoch um fünf Uhr früh beendet wurden.

Sein Gegenüber, der Vorsitzende der Metaller-Gewerkschaft, Rudolf Nürnberger, sieht den "nach schwierigen Verhandlungen erreichten Kompromiss als richtig im ganzen wirtschaftlichen Umfeld. Und der Leitende Sekretär der Sektion Industrie in der GPA, Walter Laichmann, der nun in den Ruhestand tritt und zum letzten Mal an den Verhandlungen teilnahm, meinte: "Das Ergebnis passt. Es wird zur Stabilisierung der Konjunktur beitragen. Denn es kann der Abschwächung der Binnennachfrage entgegenwirken, die durch die Belastungspakete der Regierung eingetreten ist."

Die Ist-Löhne werden per 1. November um 3,4 Prozent, mindestens aber um 650 S (42,2 Euro) steigen. Dies entspricht in den unteren Einkommensgruppen einer Erhöhung um 4,3 Prozent. Die kollektivvertraglichen Mindestlöhne werden um 3,7 Prozent angehoben. Der neue Mindestlohn beträgt künftig 15.870 S. Im Ist-Lohnbereich wurde wieder eine Verteiloption im Ausmaß von 0,5 Prozent der Lohnsumme vereinbart. In diesem Fall gilt eine generelle Erhöhung der Ist-Löhne von 3,2 Prozent. Mit Ausnahme der Nahrungsmittelindustrie wurden auch für die Angestellten der Branchen Glas, Papier- und Pappeverarbeitung, Stein und Keramik und Chemie Ist-Abschlüsse zwischen 2,0 und 2,8 Prozent fixiert. Bei den Mindestgehältern liegen die Abschlüsse zwischen 2,5 und 3,5 Prozent.

In der Nahrungsmittelindustrie boten die Arbeitgeber nur eine Anhebung der Mindestlöhne um 1,8 Prozent und wollten die Ist-Löhne einfrieren, was die Gespräche scheitern ließ. Vom Lohn- und Gehaltsabschluss sind rund 250.000 Mitarbeiter betroffen. (ha, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24 . 10. 2000)