Wien - Mit der Entscheidung Niki Laudas, das von ihm erstellte Refinanzierungskonzept im Alleingang und ohne Zustimmung des Aufsichtsrates der Lauda Air durchzuziehen, hat sich der Airline-Chef eine Atempause verschafft. Doch das heißt noch nicht, dass seine Position an der Spitze der Fluglinie gesichert ist.

Denn die AUA, mit 36 Prozent größter Einzelaktionär der Lauda Air, traut ihm den Sanierungskurs nicht zu. Der nächste Gefechtstermin steht bereits fest: Am 6. November ist erneut eine Aufsichtsratssitzung anberaumt, bei der es aller Voraussicht nach wieder zu keinen Beschlüssen kommen wird, weil die AUA die Pläne Laudas nicht goutiert. Aber das reicht alles nicht, um Lauda aus dem Sattel zu heben und ein volles Durchgriffsrecht auf die Airline zu haben. Dafür wäre eine Mehrheit im Aufsichtsrat notwendig. Und weil die Lufthansa, die 20 Prozent an der Lauda Air hält, den vergangenen Sitzungen unter Hinweis auf innerösterreichische Angelegenheiten fern blieb, wird sich daran kurzfristig auch nichts ändern.

Es sei denn, es kommt zur bereits von der AUA beantragten außerordentlichen Hauptversammlung. Dort wird wohl auch die Lufthansa anwesend sein müssen. Andernfalls käme sie wohl mit ihren eigenen Aktionären in Konflikt, denen erklärt werden müsste, warum sich der Kranich um seine verlustbringende Beteiligung nicht besser kümmere. Entscheidend wird dann sein, wem die Lufthansa ihre Stimme gibt. Lauda, den sie in früheren Kämpfen gegen die AUA immer unterstützte, oder der AUA, die seit März dieses Jahres ihr Partner im weltweit größten Bündnis Star Alliance ist.

Zu klären wird demnächst aber auch jener Vertrag sein, der besagt, dass die AUA im Sommer 2001 Lauda sein 30-Prozent-Aktienpaket zu einem bereits fixierten Betrag von über 200 Mio. S abkaufen muss, sofern er sie anbietet. Lauda würde also für seine Airline-Aktien Geld kassieren, das die Gesellschaft im Moment vielleicht nicht wert ist. Ob es tatsächlich dazu kommt ist nicht sicher, zumal jeder Vertrag bei einer geänderten Geschäftsgrundlage neu verhandelt werden kann. Darauf würden aller Wahrscheinlichkeit nach auch die AUA-Eigentümer drängen, denen alles andere nur schwer zur erklären wäre.

Frieden zwsichen den Kontrahenten

Dass es zwischen den Kontrahenten jemals wieder Frieden geben kann, daran glaubt mittlerweile keiner mehr. Zu groß sind die Differenzen. Während Lauda glaubt, mit seiner Refinanzierung heuer über die Runden zu kommen und im nächsten Jahr sogar ein leichtes Plus zu schreiben, glaubt die AUA mitnichten an die Nachhaltigkeit seines Konzepts. Dazu kommt, dass der Lauda-Vorstand aus Sicht der AUA bereits mehrmals seine Berichtspflichten verletzt haben soll, weil er den Aufsichtsrat nicht oder nur unzureichend informierte und zudem Verluste nicht verbucht haben soll.

Wie es bei Lauda Air weitergeht, könnte sich nach der bereits eingeleiteten aktienrechtlichen Sonderprüfung entscheiden oder eben bei der Hauptversammlung. Erst dann, wenn klar ist, wer künftig bei der Lauda Air das Sagen hat, kann die österreichische Luftfahrtlösung Realität werden. Ein dahinwursteln wie bisher wäre, wie es ein AUA-Aktionär jüngst umschrieb, "nicht sehr unterhaltsam". (Claudia Ruff, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 24 . 10. 2000)