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Foto: APA/Gindl
Wien - Da betrat man das hufeisenförmige Rund der Staatsoper, und es war einmal nicht das übliche Publikumsgeraune, das einem entgegenschlug, sondern das bachhelle Geplappere von Kinderstimmen. Auch optisch war die Sache nicht ohne Reiz: Döblings und Hietzings Youngsters schienen, gekämmt und geschniegelt wie sonst nur zu Omas Geburtstag, fast komplett zur Premiere aufgeboten - man kann die Kleinen ja nicht früh genug an das Haus am Ring gewöhnen, schließlich will das Opern-Abo von Papa und Mama irgendwann einmal weitervererbt werden. Und vor ihnen entrollte sich eine Geschichte von didaktischem Wert: Drei Kinder aus gutem Hause fliehen vor Vater und Mutter ins weite Land der Fantasie. Dort ist es zwar anfangs mordsmäßig aufregend, aber eben auch ziemlich gefährlich, und die propere Mama, die fehlt mit der Zeit halt doch. Also flugs wieder zurück ins zwar enge, aber sicher-saubere Heim. Ein Einziger weigert sich, sich der Welt der Erwachsenen wieder einzugliedern, und der endet am Schluss mausallein in einem Land mit dem Namen "Nirgendwo". Capito, Kiddies? Unverständlich, dass Wilfried Hiller ausgerechnet diesen spießbürgerlich-viktorianischen Märchenstoff James Matthew Barries als Vorlage für eine zeitgenössische Kinderoper wählte, schade auch, dass er hier kompositorisch nicht allzu viel wagte. Eine Mixtur aus orffigen, folkloristischen und jazzigen Klängen war da zu hören, die vor allem im lautmalerischen Bereich gefiel. Musikalisch war Peter Pan ein Vergnügen; das Orchester unter Werner Seitzer, Ildiko Raimondi, Hans Peter Kammerer, Ileana Tonca und Angelika Kirchschlager: alle eins a. Die Inszenierung von Stephan Pauly (nach August Everding) evozierte Mary-Poppins-Assoziationen; sensationell stimmungsvoll die Ausstattung Martin Kinzlmaiers und Ines Nagels. Das Highlight: die Fee Klingklang, poetisch als hüpfend-schwebendes Irrlicht mit Glitzerhaarbesatz dargestellt und zumeist mit Celesta-Klängen begleitet. "Jaaaa", schrieen die kleinen Opernbesucher begeistert, als sie von Peter Pan gefragt wurden, ob sie denn noch an Feen glaubten. Na also! Dann aber bitte nicht darauf vergessen später. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26.10.2000, Stefan Ender)