Graz - Eine Art "Big Brother"-Show im Kleinformat als Werbegag eines neuen Erotik-Supermarkts sorgt im Süden von Graz für Aufregung: In Schaufenstern wetteifern zwei leicht bekleidete Pärchen insgesamt sechs Tage lang um die Gunst des Publikums, das zugleich Jury ist. Der Pfarrer der angrenzenden Gemeinde Feldkirchen spricht von einer "menschenunwürdigen Show". Anlässlich der Eröffnung einer Filiale der Erotik-Supermarktkette Art-X in der Vorwoche in Graz-Puntigam wurden in Inseraten Paare gesucht, die bereit waren, sich freizügig in der Auslage darzustellen. Das Interesse war einigermaßen, rund 30 Paare wurden gecastet, zwei Paare kamen ins Finale. Die Finalisten sollen versuchen, durch attraktive Aktivitäten - die sich nicht nur auf die Vorführung von Dessous beschränken - das Publikum auf ihre Seite zu bekommen. Als Preis winken den Siegern 70.000 Schilling, den Zweiten 30.000 Schilling. Die Reality-Show erregt aber nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch Ärger. Josef Gschanes, Pfarrer in der benachbarten Gemeinde Feldkirchen, verurteilt diese Art des Wettbewerbs öffentlich: Es handle sich um "Diebstahl an der menschlichen Würde"; insbesondere eine so genannte Fetisch-Show, bei der Fesseln und Peitschen zum Einsatz kamen, sorgte für Empörung. Pfarrer Gschanes kündigte nicht näher definierte Schritte an. In einer Stellungnahme dazu meinte ein Sprecher des Betreibers, dass sich alle Aktivitäten der Teilnehmer im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen befänden und alle Vorgaben der Behörden erfüllt würden. Die Resonanz auf die Show sei durchwegs "sehr positiv" gewesen. (APA/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.10.2000))