Technik
PVC: Ein Stoff gerät ins Visier der EU
Ein Grünbuch über Umweltverträglichkeit des Kunststoffs ist in Vorbereitung.
Brüssel/Wien - Die EU-Kommission hat am
23.Oktober ein Umwelthearing zum Thema PVC veranstaltet. Erstmals sollen
konkrete Ergebnisse über die Umweltverträglichkeit erarbeitet werden. Rund
250 Organisationen, darunter Vertreter aus der Wirtschaft und
Umweltschutzorganisationen, haben dabei Stellungnahmen abgegeben.
Daraus wird Anfang 2001 eine Grundsatzstrategie der EU
gegenüber PVC
erarbeitet werden.
Zum Thema PVC gebe es viele verschiedene Positionen, so Herwig Schuster,
Chemie-Experte der Umweltschutzorganisation
Greenpeace
. "Problematisch ist die
Entsorgung von PVC, da nur ein Bruchteil des Kunststoffes recycelt werden
kann. Ältere PVC-Produkte enthielten darüber hinaus Anteile von Cadmium",
so Schuster. "Gefährlich sind auch die Additive von PVC, meist
Schwermetalle und das Hormon-Gift TPT, sowie verschiedene Phtalate, die
als Weichmacher verwendet werden und im Verdacht stehen, Leber und
Nierenschädigungen zu verursachen. Die Weichermacher wurden im
Kinderspielzeug ohnehin schon verboten", so Schuster. Bei der Herstellung
von PVC entstünden außerdem gefährliche Dioxine. In der heutigen Zeit
bestehe überhaupt keine Notwendigkeit mehr, PVC einzusetzen, da es
andere Kunststoffe als Alternativen, wie Polyethylen oder Polypropylen,
gebe.
Die Gegenposition
Die
PVC-Industrie
argumentiert in erster Linie
mit dem Aufzeigen der marktstrategischen Überlegungen. So stieg der
PVC-Markt seit 1997 um neuen Prozent. Insgesamt sind europaweit über
520.000 Menschen in der PVC-Industrie beschäftigt. Der Gesamtumsatz
beträgt 140 Mrd. DM pro Jahr. Alleine in Deutschland sind 170.000 Menschen
in der PVC-Industrie beschäftigt, die rund 38 Mrd. DM im Jahr umsetzt. "Die
PVC-Industrie will die spezifischen Vorteile des Werkstoffes PVC
hervorheben", so Franz Schmalwieser, Geschäftsführer der API, der
PVC-
und Umweltberatung
.
Es gehe nicht um die Durchsetzung von PVC um jeden Preis, so
Schmalwieser. Die Industrie arbeite daran bis 2001 Cadmium europaweit aus
dem PVC zu isolieren, und bis 2010 Blei zu reduzieren. Diese Additiven hätten
jedoch keine nachhaltige Auswirkung auf die Umwelt, da es zu keiner
Migration komme. "Wir haben fünf Studien zu diesem Thema durchgeführt",
so Schmalwieser. Für PVC spreche in erster Linie die lange Nutzungsdauer,
die bei Rohren bei 50 Jahren und bei Bodenbelägen bei 35 Jahren liegt. Auf
das Argument des Recyclings meinte der API-Chef, dass es in Bonn eine
Anlage zum Werkstoff-Recycling für PVC gebe. Ab 1.1.2004 wird es in
Österreich nach einer Neufassung der Abfallwirtschaftsordnung verboten
sein, PVC zu deponieren. Das Verbrennen von PVC in
Müllverbrennungsanlagen sei unbedenklich, da moderne Filteranlagen den
Austritt von den Additiven und Weichmachern verhindern würden. (pte)