Die Verträge zur Besiegelung der österreichischen Entschädigungslösung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter sind unter Dach und Fach, die Verhandlungen über die Restitution für "arisiertes" Vermögen sind angelaufen. Auch bei heimischen Medien gibt es Überlegungen, sich am Zwangsarbeiterfonds zu beteiligen. Das Detailwissen über den Raub von jüdischem Vermögen im Medien- und Werbebereich weist allerdings Lücken auf. Zahlen fehlen "Im Bereich der Tages- und Wochenzeitungen wurde ein sehr großer Teil enteignet beziehungsweise arisiert. Es gibt aber keine genauen Zahlen", konstatiert der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell im APA-Gespräch Forschungslücken. Auch im Fachmedienbereich "liege vieles im Argen", und das Thema Werbung "ist überhaupt noch nicht aufgearbeitet worden". Forschungsprojekt bei der Historikerkommission Schon vor über einem Jahr hat Hausjell daher ein entsprechendes Forschungsprojekt bei der Historikerkommission eingereicht. Es wurde zwar für förderungswürdig befunden, die Finanzierung müsse allerdings durch Drittmittel erfolgen, hieß es. Ein baldiger Projektstart scheint nach dem Stand der Dinge nicht absehbar. Zumindest in der Lehre aber will Hausjell am Institut für Publizistik an der Universität Wien Impulse setzen: In diesem Semester steht die "Arisierung" und Enteignung von Medien und Werbeunternehmen im Mittelpunkt einer Lehrveranstaltung zur Anwendung historischer Methoden. "Vielleicht wählen einige Studierende das Thema dann für ihre Diplomarbeit." "Entgegenkommen der Verlage" Wichtig wäre auch ein "Entgegenkommen der Verlage", so Hausjell weiter: "Wenn man das mit Deutschland vergleicht, war die Bereitschaft in Österreich, Forschung zu finanzieren, bis jetzt gleich Null." In Deutschland dagegen hätten etwa Verlegerverbände Forschungsfonds eingerichtet oder Projekte initiiert. Eine solche Strategie wäre für Horst Pirker, Vorstand der Styria Medien AG ("Kleine Zeitung", "Die Presse"), durchaus eine Überlegung wert. Im Bereich der historischen Spurensuche "in eigener Sache" ist der Konzern schon längst aktiv: Eine Geschichte der Styria wird soeben lektoriert und soll demnächst erscheinen. Styria: Opfer des Regimes Die Styria selbst war während der Naziherrschaft enteignet und "Opfer des Regimes", so Pirker. "Unabhängig davon haben wir eine Untersuchung in Auftrag gegeben, weil wir trotzdem einen Beitrag leisten wollen." Das Volumen dieses Beitrages werde auch von den Erkenntnissen dieser Untersuchung abhängen, die in wenigen Wochen vorliegen soll. Bereits vor einigen Wochen hat der ORF beschlossen, zehn Millionen Schilling in den Fonds einzuzahlen. Rechtlich sei der ORF nicht verpflichtet, da es keinerlei Hinweise dafür gebe, dass Häftlinge und Zwangsarbeiter in seinen Vorläuferorganisationen beschäftigt worden seien, wurde argumentiert. Als Solidaritätsakt aber habe die Zahlung eine "moralische Dimension". Ein gemeinsames Vorgehen der österreichischen Zeitungsverlage zeichnet sich nicht ab. Wie Walter Schaffelhofer, Generalsekretär des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) erklärte, habe man die Frage im Vorstand erörtert, nachdem sie "von einem Mitglied aufgebracht wurde". Man habe sich aber darauf geeinigt, "dass das jedes Mitglied für sich selbst entscheiden muss". In der Restitutionsfrage kein dringender Handlungsbedarf, meinte Schaffelhofer: "Wenn ich an den Tageszeitungsbereich denke, dann fallen mir kaum Medien ein, die nach 1945 gegründet wurden und auf arisierten Zeitungen beruhten. Mir ist davon nichts geläufig". Sollte aber "die Forschung da etwas hervorbringen, wäre das sicher interessant". (APA)