Wien - Der Weidmann schied in Zorn: "Tut mir Leid, aber so kann ich nicht weiter reden!", beschwerte sich der Generalsekretär Österreichischer Landesjagdverbände Peter Lebersorger, packte seine Papiere und ging. Drei Kritiker der Jagd, wie sie heute ist, blieben auf dem Podium zurück. Unter sich. Der Tag, wo - um Grünen-Tierschutzsprecherin Madeleine Petrovic zu zitieren - "die Jäger selber gegen Missstände auftreten und Gesetzesänderungen fordern" ist wohl noch weit. Fundamentalkritik eines Tierrechtlers war Anlass von Lebersorgers vorzeitigem Abschied. Er habe selber mit ansehen müssen, wie ein Jäger seinen Freund erschlug, hatte der Tierrechtler Martin Balluch bei der vom Grünen-Parlamentsklub organisierten Podiumsdiskussion "Von Jägern und Gejagten. Pro und Contra Jagd" erzählt. Und vergessen, den Ort der Handlung zu erwähnen: nicht Österreich, sondern England, während einer der - dort verbreiteten - "Jagdsabotagen". Ethisches Denken - "die Kritik an reiner Tötungslust" - sei Grundlage der Anti-Jagd-Bewegung, meinte Balluch. Ein - laut Petrovic - "Phänomen unter Stadtbewohnern", die, wie sie selbst, Wildtiere nicht als "Ernte", sondern als vollwertige Geschöpfe betrachteten. Doch die Zeit arbeite für sie: "Die Jagd mit ihrem archaischen Charakter wird eines Tages verschwinden." Aus der - alternativen - Jagdpraxis hingegen berichtete Georg Fritz, Begründer der Ökobauernjagd in Möggers (Vorarlberg): Er sei für die Jagd, wenn auch nicht in ihrer heutigen, immer noch "feudalen Form", die sich in Züchtung und Fütterung mit Medikamenten von Wild in den Revieren niederschlage. (bri, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26. 10. 2000).