Wien - Die von der Belegschaft aus Protest gegen das geplante Rationalisierungsprogramm "Speed" geforderte und für 31. Oktober einberufene außerordentliche Aufsichtsratssitzung findet zwar nicht statt, weil die meisten der Kapitalvertreter keine Zeit haben, hieß es in der Post unter Berufung auf die Industrieholding ÖIAG.

Stattdessen werden, wie Betriebsrat Hans-Georg Dörfler dem STANDARD sagte, in die Tagesordnung für die Aufsichtsratssitzung am 6. November zwei zusätzliche Tagesordnungspunkte aufgenommen. Außer über den Businessplan bis 2004, den Generaldirektor Anton Wais präsentieren wird, soll auch über die strittige Zustellkonzentration sowie über die Gesamtstrategie für den gelben Riesen debattiert werden.

Wie DER STANDARD berichtete, laufen die Postler vor allem gegen die Zustellkonzentration Sturm. Diese sieht eine völlige Neuordnung und den Abbau von mindestens tausend Zustellern vor. Künftig sollen Briefe und Pakete von 450 Zustellbasen aus verteilt werden statt wie bisher über 1970 Postämter. Kostenpunkt: 1,4 Milliarden Schilling (101 Mio. EURO). Betriebsratsvorsitzender Hans-Georg Dörfler hält diesen Plan für "viel zu teurer", strategisch falsch und will keinesfalls zustimmen. "Wir werden die Aufsichtsratsmitglieder auf ihre persönliche Haftung aufmerksam machen", betonte Dörfler, um seine Entschlossenheit zu demonstrieren.

"Kurzfristige Mehrkosten"

Post-Sprecherin Susanna Wieseneder räumt zwar kurzfristige Mehrkosten durch die umstrittene Reform ein, die langfristig aber Rationalisierungseffekte erziele.

Bis zum 6. November sind die Postler nun angehalten, Unstimmigkeiten zwischen Betriebsrat und dem Vierervorstand wegzuverhandeln. Diese gibt es über die künftige Personalverteilung sowie über die Neuordnung des Entlohnungssystems. Um die hohen Personalkosten (60 Prozent des Aufwandes!) radikal zu senken, will Wais nicht nur 6000 Jobs abbauen, sondern auch Überstunden radikal kürzen und vermehrt Teilzeitkräfte einsetzen.

Dörfler fordert ein Ende der unzeitgemäßen Zulagenvielfalt, will aber auf keinen Fall Einkommenseinbußen der rund 8000 Schalterbediensteten hinnehmen. (Luise Ungerboeck, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 27 . 10. 2000)