Wien - Erich Obersteiner, Vorstand der als Spezialbörse für Mittel- und Osteuropa konzipierten New Europa Exchange, kurz Newex, beruhigt: Das Joint Venture zwischen Wiener und Frankfurter Börse sollte "keinesfalls als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den in Ost- und Mitteleuropa existierenden Märkten gesehen werden."

Im Vorfeld des für kommenden Freitag geplanten Starts der neuen Börse in Wien hatte es insbesondere aus Warschau, Prag und Budapest Kritik an der Ausrichtung der Newex gegeben.

"Die Marke Newex soll in Zukunft assoziiert werden mit qualitativ hochstehenden Investmentmöglichkeiten in Zentral- und Mitteleuropa", betonte Obersteiner. Das Wachstumspotenzial in dieser Region sei überaus groß, bisher habe es aber an Kapital gefehlt.

Auch sei es bisher für Investoren schwierig gewesen, an Informationen über diese Region heranzukommen, die Handelsabwicklung, die unterschiedlichen Rechtsnormen und die verschiedenen Währungen stellten ebenfalls Probleme dar, so Obersteiner. "Mit der Newex gibt es nun ein einheitliches Regelwerk - einen Vertriebskanal in den Westen. Und den Unternehmen der Region wird dadurch der Zugang zu westlichem Kapital erleichtert."

Im Qualitätssegment NX.plus gelten sieben Unternehmen als Fixstarter. Die Marktkapitalisierung in diesem Segment beträgt 16,3 Mrd.EURO (224,3 Mrd. S). Davon entfallen allein 12,7 Mrd. EURO auf die Stämme der russischen LukOil. Neben der sibirischen Ölfirma Sibneft, der russischen AO Tatneft, der Slovakofarma und dem ungarischen Konservenerzeuger Globus Konzervipari findet sich auch die österreichische S&T im NX.plus-Segment.

Im Sonstigen Handel werden neben russischen und ungarischen Unternehmen auch Betriebe aus Tschechien, der Ukraine, Estland, Kasachstan und Polen vertreten sein.

Das auf Initial Public Offering (IPOs) spezialisierte zweite Qualitätssegment NX.one bleibt vorerst noch leer - es hat sich kein Unternehmen gefunden, das auf den Start der Newex gewartet hätte, um an die Börse zu gehen. "Viele schauen jetzt einmal zu und warten ab, ob das Wasser im Pool kalt oder warm ist", meinte Johann Schmit, Sprecher der Wiener Börse.


Zulassungskriterien

Die Zulassungskriterien orientieren sich an jenen des Neuen Marktes in Frankfurt. Erforderlich sind Bilanzen nach IAS oder US-GAAP, Jahres- und Quartalsberichte, ein Unternehmenskalender, Analystenveranstaltungen, Ad-hoc-Publizität sowie eine Behaltefrist der Altaktionäre im Falle eines IPO.

Als besonderes Startzuckerl für Marktteilnehmer und Emittenten verzichtet die Newex die ersten drei Monate auf Zulassungs- und Listing-Gebühren. (ask, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 27 . 10. 2000)