Technik
MIR-Veteran kritisiert russische Weltraumbehörde
Mangels langfristiger Pläne bestimmt NASA die Entscheidungen
Moskau - Der russische Kosmonaut Sergej
Krikaljow hat der Weltraumbehörde (RKA) seines Landes
vorgeworfen, trotz der weitaus größeren Erfahrungen Russlands
bei Langzeitflügen im All den USA die Führung bei der
Internationalen Raumstation ISS überlassen zu haben. Der RKA
sei es nicht gelungen, langfristige Pläne für die Erkundung des
Weltraums zu machen, sagte Krikaljow in einem Interview.
Krikaljow wird als Kommandant eines "Sojus"-Raumschiffes mit
seinem Kollegen Juri Gidsenko und dem Amerikaner Bill Shepherd
am 31. Oktober zur ISS fliegen. Dort muss er das Kommando dann
an Shepherd abgeben.
Krikaljow sagte, gleich in der Anfangszeit des Projektes
habe die RKA zugelassen, dass alle wichtigen Entscheidungen von
der US-Raumfahrtbehörde NASA getroffen worden seien, "trotz
unserer reichen Erfahrung bei ausgedehnten Flügen in der
Umlaufbahn". Manche Entscheidungen seien politisch und nicht
technisch motiviert gewesen. Nach Krikaljows Worten hat die NASA
auf einen amerikanischen Ersten Kommandanten bestanden.
Krikaljow hatte 15 Monate auf der russischen Raumstation
"Mir" verbracht, die seit knapp 14 Jahren im All ist. Die "Mir"
war das Vorzeigeobjekt der sowjetischen und später russischen
Raumfahrt. Wegen Geldmangels soll sie, nach Angaben des
stellvertretenden Ministerpräsidenten Ilja Klebanow, im
kommenden Februar über einem Ozean kontrolliert zum Absturz
gebracht werden. Ein Sprecher der RKA sagte, es gebe keine
staatlichen Finanzmittel für die "Mir", und es sei
unwahrscheinlich, dass Investoren aus dem Westen die Station
retten würden. Das Ende des "Mir"-Projekts sei der erste
Schritt, die langfristigen Weltraumprogramme Russlands zu
beenden, sagte Krikaljow. (Reuters)