Telekom
UMTS soll ab 2002 Mobilfunk und Internet verbinden
Endgeräte Mischung aus Kleincomputer und Handy - Akzeptanz wird von Gebührenstruktur abhängen
Das Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) soll als dritte Handy-Generation weltweit ab 2002 zum Einsatz
kommen. Die Technologie soll künftig Mobilfunk und Internet verbinden und dem mobile Commerce (M-Commerce) zum Aufschwung
verhelfen. UMTS bedeutet für die Telekom-Betreiber erhebliche Investitionen, Genossen des deutschen Finanzministers Hans Eichel haben
das Kürzel jüngst neu gedeutet: "Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden".
Während der derzeitige europäische Standard GSM - die zweite Generation nach den analogen Systemen - eine bescheidene Bandbreite von
9.600 Bits (9,6 kB) pro Sekunde erlaubt und primär für Telefonie ausgelegt ist, soll UMTS eine Datenübertragung von bis zu 2 Millionen Bits
(2 Mb) ermöglichen und damit den mobilen Internet-Zugang, Video-Telefonie oder E-Commerce-Anwendungen über das Handy erleichtern
oder gar erst erlauben. UMTS ist damit 200 Mal schneller als GSM.
Daten, Bilder und Sprachen können bei UMTS parallel übertragen werden, womit die Bildtelefonie via Handy oder die Fernsteuerung von
Heizung oder Sicherheitseinrichtungen Realität werden. Auch die Übertragung von Video-Filmen wäre für UMTS kein Problem. Das
Herunterladen eines vierminütigen Musikstücks aus dem Internet würde mit UMTS nur drei Minuten dauern.
Bei UMTS wird es auch nicht mehr um klassische Handys gehen. Die typischen Endgeräte werden vielmehr ein Zwitter aus Organizer wie
etwa dem Palm Pilot und einem Mobiltelefon sein. Die erste Gerätegeneration wird aber GSM-kompatibel sein.
Erste Gehversuche absolviert das mobile Internet derzeit mit den Technologien WAP (Wireless Application Protocol) und GPRS (General
Packet Radio System). WAP gilt bisher aber eher als Flop, da diese Technologie häufig nach dem Lust-und-Laune-Prinzip nur selten
einwandfrei funktioniert und Dienste bietet, die auf höchst beschränktem, amateurhaftem Niveau stehen bleiben und stark an die ersten
Websites erinnern. Bei GPRS werden Sprache und Daten anders als bei GSM wie im Internet in kleinen Paketen übertragen. Damit ist der
Handy-Nutzer potenziell immer online.
Abgesehen von den hohen Lizenzgebühren wird die Netzbetreiber allein der Aufbau eines UMTS-Netzes zwischen 8 und 10 Mrd. S (727
Mill. Euro) kosten. Da etwa in Deutschland und Großbritannien extrem hohe UMTS-Lizenzgebühren gezahlt wurden, wird befürchtet, dass
diese Ausgaben bei den Konsumenten wieder hereingeholt werden könnten. Die Akzeptanz von UMTS wird jedoch wiederum stark von der
Gebührenstruktur abhängen. (APA)