London - Ärzte haben in Großbritannien die frühere Rolle der Priester übernommen. Diese Ansicht vertritt zumindest der oberste anglikanische Geistliche, George Carey. Statt Geistliche fragten die Briten jetzt Mediziner um Rat, sagte der Erzbischof von Canterbury in seiner letzten Predigt, die er zwecks Breitenwirkung auch veröffentlichte. Da die meisten Leute nicht mehr an ein Leben nach dem Tode glaubten, erwarteten sie von den Ärzten, den Tod wenigstens so lange wie möglich hinauszuschieben. Carey: "Und während die Leute früher mit Nachbarn, älteren Verwandten oder ihrem Pfarrer sprachen, wenn sie sich einmal nicht so gut oder etwas deprimiert fühlten, gehen sie heute zu ihrem Hausarzt." Großbritannien sei areligiös geworden. "Ein stillschweigender Atheismus herrscht vor", sagte Carey. "Der Tod wird als das Ende des Lebens betrachtet, so frustrierend diese Aussicht auch ist." Die Briten hofften heute nicht mehr auf ein ewiges Leben, auf ihre Rettung durch Gott, sondern "auf Familienglück, den nächsten Urlaub oder persönliche Erfüllung". Ob das verzeihlich ist ...?(APA/red)