Die letzte der UFA-Filmdiven, die
86-jährige gebürtige Tschechin Lída Baarová ist
am Samstag in ihrer Wohnung in Salzburg-Itzling
tot aufgefunden worden. Der Star der 30er Jahre,
geboren 1914 in Prag als Ludmila Babkova, dürfte
an einem Herzversagen gestorben sein, so die
Polizei. Fremdverschulden wird ausgeschlossen,
trotzdem wurde eine Obduktion angeordnet.
Mit ihrem ersten deutschen Film "Bacarole"
erlangte sie 1935 Starruhm. Sie war in der Zeit,
als ihre Beziehung zu
NS-Reichspropagandaminister Joseph Goebbels
Wellen schlug, mit dem Schauspieler Gustav
Fröhlich liiert. Fröhlich soll dabei Goebbels so
geohrfeigt haben, dass dieser ins Krankenhaus
musste, und auch Hitler schaltete sich angeblich
ein. Zwischen 1934 und 1938 - ihrer Zeit in Berlin -
drehte Lída Baarová zahlreiche UFA-Filme,
darunter "Leutnant Bobby", "Der Teufelskerl" oder
"Die Stunde der Versuchung".
Wegen ihrer Affäre mit dem
Reichspropagandaminister war sie in Deutschland
nicht mehr geduldet: Die Vorzeigefamilie des
Propagandaministers durfte keinen Schaden
nehmen. Die angebetete Schauspielerin flüchtete
zunächst bei Nacht und Nebel in die
Tschechoslowakei, ab 1943 lebte sie in Rom und
drehte De Sica- sowie Fellini-Filme. Damals
entstanden "La Biscara", "La vendetta di una
pazza" und vor allem "I Vitelloni". In Spanien
stand sie für "Rapsodia de sangre" vor der
Kamera.
1946 heiratete sie Jan Kopecky, einen Neffen des
kommunistischen Innenministers. 1956 kam sie -
geschieden von Jan Kopecky - nach Salzburg. Mit
50 Jahren gab sie die Schauspielerei auf. Von
1970 bis 1973 war sie mit dem Salzburger
Gynäkologen Kurt Lundwall verheiratet. Nach dem
Tod ihres letzten Ehemannes lebte sie vereinsamt
in einer Fünf-Zimmer-Wohnung in der Stadt
Salzburg, wo sie seit längerem leidend verstarb.
"Sladke horkosti Lidy Baarove" ("Lída Baarovás
bittersüße Erinnerungen") hieß zuletzt ein 1995
entstandener tschechischer Dokumentarfilm von
Helena Trestikova, der 1996 auf dem
Art-Film-Festival in Teplice mit dem 'Bronzenen
Schlüssel' ausgezueichnet wurde und in dem
Baarová über ihr äußerst bewegtes Leben
erzählte. (APA/red)