New York - Der gebürtige Oberösterreicher Heinz Schimmelbusch, der nach einer steilen Karriere in der deutschen Stahlindustrie über ein allzu riskantes Börsengeschäft gestolpert war, ortet in Österreich Reformbedarf. So fordert er unabhängige Direktoren für die österreichischen Unternehmen und das Ende der heimischen Subventionspraxis, die das Anhäufen von Risikokapital behindere: Noch habe man in Österreich eine Situation, die jener gleicht, "wenn ein Tier aus dem Zoo in den Dschungel geht".

Schimmelbusch wünscht sich, dass es in Wien in möglichst naher Zukunft "eine Börse, nicht nur ein Casino" geben möge. Der heutige Chef der Fonds-Gesellschaft Safeguard International stellt sich vor, dass Wien zum Zentrum für Investoren wird, die die neuen Chancen in Osteuropa wahrnehmen wollen.

Im Sinne eines Clusterings müsste man den Umstand nutzen, dass es an keinem anderen Finanzplatz ein derartig großes Wissen über die osteuropäischen Märkte gebe wie in Wien. Dies sagte Schimmelbusch bei einem Expertengespräch beim New-York-Besuch von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl.

Zugleich müsste Wien auch eine Vorreiterrolle in Sachen Kapitalmarkt-Rahmenbedingungen übernehmen. Weil Transparenz und Effizienz in den USA sehr viel größer seien als in Europa, kam es laut Schimmelbusch 1999 zu einem Netto-Kapitalimport aus Europa in die USA von 80 Mrd. Dollar, heuer würden es gar 100 Mrd. werden. (fle, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 10. 2000)