Wien - Großbritannien hat die heimischen Politiker gierig gemacht, das italienische Fiasko bei der Welthandy-Lizenzversteigerung war die kalte Dusche. Bei der am 2. November beginnenden UMTS-Auktion in Österreich ist praktisch alles möglich - vom Flop bis zum milliardenschweren Geldsegen für den Finanzminister. Deshalb wagt es hierzulande auch niemand mehr, seine Erlöserwartungen öffentlich preiszugeben.

Als der britische Schatzkanzler Ende April umgerechnet 525 Mrd. S (38,1 Mrd. Euro) kassierte, weckte das die Geldgier bei Österreichs Parlamentariern: Rudolf Parnigoni, damals SP-Verkehrssprecher, errechnete umgehend einen möglichen Erlös von 50 bis 65 Mrd. S. Genau genommen gab sich Parnigoni damit bescheiden, denn rein rechnerisch ergibt England als Maßstab für Österreich einen Lizenzpreis von 72,8 Mrd. S (siehe Tabelle).

An derartige Summen war nach dem niederländischen Bieterwettstreit im Juli allerdings nicht mehr zu denken. Dieser hatte 37,2 Mrd. S eingespielt - das ist nur ein Drittel des von Finanzminister Gerrit Zalm erhofften Betrages zur Tilgung von Staatsschulden.

Zur Bescheidenheit gezwungen wurden in den österreichischen Budgetentwurf lediglich zwölf Mrd. S eingetragen. Wirtschaftsforscher hielten dies für sehr konservativ. Sie meinen, dass die Welthandy-Konzessionen durchaus an den Preis der ersten GSM-Lizenzen herankommen können. Mobilkom und Max.mobil hatten vor vier Jahren je vier Mrd. S für ihre Lizenz zum Funken gezahlt. Auf Österreich umgerechnet ergäbe die niederländische Auktion übrigens mögliche Erlöse von 18,4 Mrd. S. Die Deutsche Lizenzvergabe im August brachte die heimischen UMTS-Rechner abermals auf Touren und weckte Hoffnungen auf schnelles Geld. Zwar liegt der deutsche Lizenzpreis pro Kopf mit 8573 S unter jenem der Briten, er würde in Österreich aber einen Gesamterlös von 68,6 Mrd. S ergeben. Italien wiederum darf als Sonderfall gelten. Zwar muss sich Finanzminister Vicenzo Visco mit der Hälfte dessen begnügen, was er kühn erhofft hatte, aber als "Budgetgeschenk" sind 168 Mrd. S immer noch recht ansehnlich. Schließlich "bluten" jene Telekomkonzerne, die das Universal Mobile Telecommunication System (UMTS) europaweit anbieten wollen, bereits zum vierten Mal. Regierungschef Giuliano Amato schaffte übrigens mit seiner Prognose (178,6 Mrd. S) fast eine Punktlandung.

Wirtschaftsforscher Norbert Knoll vom Wifo kann die Nervosität der heimischen Politiker wegen des vergleichsweise niedrigen Erlöses in Italien kaum nachvollziehen: "Umgelegt auf Österreich sind das immerhin knapp 24 Mrd. S."

Sechs Gambler

Für Spannung ist jedenfalls gesorgt, wenn die sechs Bieter Mobilkom, Max.mobil, Connect Austria (One), Mannesmann/Vodafone (Tele.ring), die spanische Telefónica und Hutchison Whampoa (China) am Allerseelentag um acht Uhr in den Ring steigen.

Ob sich die sechs Bewerber mit je zwei Frequenzpaketen begnügen oder einander nach oben lizitieren werden, gilt als entscheidend für die Höhe der Erlöse. Praktisch fix ist nur, dass der Finanzminister das Mindestgebot von 10,15 Mrd. S kassieren darf.(Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30. 10. 2000)