Wien - Kaufen oder nicht kaufen, fragen sich die Privatanleger. Die Großinvestoren beschäftigt eine einzige Frage: Was wird die Telekom kosten? Als minimaler Preis werden zwölf Euro angenommen. Maximale Erwartung sind derzeit 16 Euro. Zwölf EURO würde dem maximal möglichen Paketabschlag zu den 25 Prozent an der TA entsprechen, welche die Telecom Italia (rund 27 Mrd. S/1,96 Mrd. EURO) erworben hat. Da 25 Prozent, das sind 125 Mio. Aktien von einem Grundkapital von 1090,5 Mio. Euro, emittiert werden, käme die TA auf eine Marktkapitalisierung im ATX von 1,5 Mrd. EURO. Damit ist sie an der Wiener Börse der Riese, im europäischen Telekomsektor aber ein wahres Zwergerl. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom hat eine Marktkapitalisierung von 130 Mrd. EURO. Die Größenvergleiche der Branche: siehe nebenstehende Tabelle. "Der Preis entscheidet über den Erfolg", erklärt Volksbanken-Fondsmanager Horst Simbürger, "weil Investoren mit der Telekom keine Wachstumsstory, sondern eine Restrukturierungsstory kaufen". Der Festnetzbereich entwick- le sich rückläufig, der Mo- bilfunkbereich sei fast an den Wachstumsgrenzen angelangt, argumentiert Simbürger. Wie berichtet, lastet auf dem Unternehmen zusätzlich ein Vier-Milliarden-Schilling-Paket zwecks Personalabbaus um 5000 Mitarbeiter (von 15.000). Zusammen mit Margendruck im Festnetzbereich erwartet die Raiffeisen Zentralbank (RZB) in ihrer aktuellen Analyse deswegen heuer ein negatives Ebit (Ergebnis vor Zinsen) von 113 Mio. EURO. Positionierung Als Investment-Story sieht die RZB einen weiter zweistellig wachsenden Telekomsektor (Zukunft: mobiler Commerce) in Österreich und die Attraktivität der marktdominanten TA als Übernahmekandidat. Dass der Großaktionär Telekom Italia mit 25 Prozent plus einer Aktie "strategische Entscheidungsprozesse inflexibler" macht, räumen die Analysten unter der Rubrik "Schwächen" ein. Weniger Sorge wird derzeit den Kosten für die UMTS-Lizenzen geschenkt, nachdem Italien nicht einmal die Hälfte der erwarteten Erlöse erzielen konnte. Durch Verknüpfung der Internetportale mit dem künftigen UMTS-Netz werden der TA zudem mit ihrem vorhandenen Trägernetz gute Chancen als Komplettanbieter für mobilen Commerce eingeräumt. Wie die Lizenz das Ergebnis belasten könnte, ist in der RZB-Analyse noch nicht eingerechnet. (Karin Bauer, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 30. 10. 2000)