Wien - Der börsenotierte österreichische Baustoffkonzern Wienerberger hat sein Betriebsergebnis (EBIT) in den ersten drei Quartalen 2000 um 77 Prozent auf 236,1 Mill. Euro gesteigert. Wie Wienerberger in einer Ad-hoc-Mitteilung vom Montag weiter bekannt gab, sei diese Entwicklung durch Gewinne aus dem Verkauf der Treibacher, der Wipark Garagen und der Wiekor-Gruppe positiv beeinflusst gewesen. Nach Bereinigung aller Einmaleffekte ergibt sich immer noch eine kräftige operative Steigerung um 37 Prozent auf 140,5 Mill. Euro (1,93 Mrd. S). Der Gruppenumsatz stieg bis Ende September um 33 Prozent auf 1,32 Mrd. Euro. Als "besonders erfreulich" wertet Wienerberger den Zuwachs im Baustoffgeschäft mit plus 34 Prozent auf 1,152 Mrd. Euro. Das organische Umsatzwachstum bei Ziegel und Rohren wurde durch das im Jahresverlauf kontinuierlich schwieriger werdende Marktumfeld in Deutschland und Österreich gebremst und lag bei 3 Prozent. Eine "ausgezeichnete Performance" konnte dagegen in Osteuropa und USA erzielt werden. Energieverteuerung und die schwierigen Marktbedingungen Das EBIT der Baustoffaktivitäten stieg in den ersten neun Monaten um 46 Prozent auf 146,2 Mill. Euro. Laut Wienerberger war das organische Ergebniswachstum im Baustoffbereich durch die massive Energieverteuerung und die schwierigen Marktbedingungen in Deutschland und Österreich jedoch beeinträchtigt. Im 3. Quartal hat sich der gute Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres nicht fortgesetzt. Der starke Rückgang der Auftragseingänge im Wohnungsbau in Deutschland (minus 22 Prozent gegenüber September 1999) habe den Ziegelabsatz abbröckeln lassen. Nach wie vor bestehende Überkapazitäten hätten zusätzlichen Druck auf die Preisgestaltung verursacht. Von der schwierigen Marktsituation in Deutschland seien auch die Steinzeug- und Kunststoffrohraktivitäten betroffen gewesen, hieß es weiter. Mit Hilfe der US-Akquisitionen dieses Jahres konnte der Baustoffumsatz in Summe dennoch um 19 Prozent auf 420,2 Mill. Euro gesteigert werden. Das EBIT sank - negativ beeinflusst durch die hohen Energiepreise - um 8 Prozent auf 47,2 Mill. Euro. Nach dem Verkauf der Treibacher Ende September ist der Anteil der Finanzbeteiligungen am "Capital Employed" der Wienerberger-Gruppe, der vor vier Jahren noch 37 Prozent betragen hatte, auf unter 1 Prozent gesunken. Mit der Umsetzung ihrer Konzentrationsstrategie sei Wienerberger nun ein "Pure Player" der internationalen Baustoffindustrie. Für Schaschl wird 2000 trotzdem "Jahr der Ernte" "Wir sind voll auf Kurs", ist Wienerberger-Chef Erhard Schaschl für das Gesamtjahr 2000 trotz des schwächeren Betriebsgewinns im 3. Quartal optimistisch. Sollte auch die Witterung mitspielen, könnte das laufende 4. Quartal ein "sehr gutes" werden. Im APA-Gespräch sagte Schaschl, er bleibe dabei, dass 2000 für Wienerberger - wie angekündigt - ein "Jahr der Ernte" mit einer "deutlichen Ergebnissteigerung" sein werde. In Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo der Konzern rund ein Viertel seines Umsatzes generiere, sei Wienerberger derzeit zwar mit einem spürbaren Nachfrageabfall (mit entsprechenden Auwirkungen auf Mengen und Preise) konfrontiert und daran dürfte sich kurzfristig wenig ändern. Dafür aber laufe das Geschäft in den Wachstumsmärkten Osteuropas nach wie vor "fulminant", hohe Ergebnisbeiträge lieferten vor allem die neuen polnischen Ziegelaktivitäten. Keine Ermüdung in den USA Auch der US-Markt, der rund ein Fünftel zum Gruppenumsatz beisteuere, zeige "keine Ermüdung", erwartet Schaschl für das dortige Geschäft ein neues Rekordergebnis, auch wenn sich die Zeichen für eine Abschwächung der Wohnbautätigkeit auf hohem Niveau mehrten. Keine Stellung nehmen wollte Schaschl zu Gerüchten, wonach sich zuletzt Kaufinteressenten wie etwa die Schweizer Holderbank und die irische CRH für die Wienerberger-Anteile der Bank Austria wegen des angeblich zu hohen Preises zurückgezogen hätten. "Wir kommentieren keine Gerüchte und kennen auch keine", so Schaschl dazu. (APA)