"Cherchez la femme" - das ist eine Parole, die sich sowohl der Republikaner George W. Bush (wird mit dem Slogan "W. stands for women" beworben) als auch der Demokrat Al Gore hinter die Ohren schreiben müssen: Die US-Wählerinnen sind derzeit das größte Fragezeichen im Kampf ums Weiße Haus - und sie könnten den Ausgang der Wahlen entscheidend beeinflussen. Sollte es Bush gelingen, den "gender gap", die Kluft zwischen weiblichen und männlichen Wählern, zu verringern, steigen seine Aussichten rapide, am 7. November zu gewinnen. Frauen haben sich seit langem als eine der wichtigsten Wählergruppen profiliert: Heuer sind sieben Millionen mehr Frauen zur Wahl registriert als Männer - 67 Prozent der Frauen scheinen in den Wahllisten auf, aber nur 50 Prozent der Männer. 75 Prozent aller politischen Aktivisten bei den Demokraten sind Frauen - bei den Republikanern sind es immerhin noch 65 Prozent. Die Stimmen der Frauen gaben den Ausschlag, dass Bill Clinton 1992 gewählt und 1996 wiedergewählt wurde. "Soccer moms", jene Frauen, die ihre Kinder in den Vororten zu Fußballspielen chauffieren, und "suburban women", Frauen, die in Vororten leben, wurden zu entscheidenden Zielgruppen. In den meisten Umfragen über das voraussichtliche weibliche Wahlverhalten schneidet Gore besser ab - lediglich in der letzten "CNN-Time"-Umfrage hat Bush mit ihm nahezu gleichgezogen. Die Washington Post sah Gore in den letzten Tagen dagegen mit zwischen zwölf und 19 Prozentpunkten vorne. Einer am Freitag von voter.com veröffentlichten Umfrage zufolge führt Gore vor allem bei weiblichen Minoritätenwählerinnen mit enormem Vorsprung: In dieser Wählergruppe bekäme er 69 Prozent der Stimmen, Bush nur 17 Prozent. Bush dagegen liegt schon seit langem mit einem mindestens zweistelligen (laut voter.com 22 Prozent) Vorsprung bei den Männern in Führung. Das alleine würde dem Gouverneur von Texas nicht zum Sieg genügen: Im Wissen, dass Frauen den größeren Prozentsatz unter der Wählerschaft ausmachen und eher geneigt sind, zur Wahlurne zu gehen, setzte er eine seiner besten "Waffen" ein - seine silberhaarige Mutter Barbara Bush, eine der beliebtesten First Ladies in der Geschichte der Landes: "George W. muss der nächste Präsident werden", rührte die 75-Jährige in der vergangenen Woche vor einer Wählergruppe in Michigan die Werbetrommel für den Filius. Die Meinungsforscher haben im Übrigen eine weitere Kluft entdeckt, nämlich den "marriage gap": Ledige Wähler tendieren eher zu Gore, verheiratete Wähler zu Bush. ( STANDARD-Korrespondentin Susi Schneider aus New York)